Ein Rätsel und ein Eisblock

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corsicana Avatar

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Eva fährt nach langen Jahren einmal wieder in ihr flämisches Heimatdorf. Im Kofferraum hat sie eine Curver-Kiste mit einem großen Eisblock.


Was will Eva mit dem Eisblock? Und welche Geschichte verbindet sie mit ihrem Heimatdorf?


Dies wird spannend in zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt, eine Ebene ist das Jetzt. Eine Ebene ist das Jahr 2002. Und als Leser gerät man in einen Sog - man liest einfach immer weiter - man will wissen, was damals passiert ist. Und was jetzt mit dem Eisblock passieren wird. Und die Autorin treibt die Geschichte immer weiter. Ohne, dass man sich als Leser entziehen kann. Und am Ende sicherlich abgekämpft und entsetzt das Buch aus der Hand legt. Aber im Kopf wird das Buch noch lange festsitzen.
Und Vorsicht: Das Buch ist spannend - aber kein harmloser Krimi.

Man fühlt als Leser, dass alles immer noch schlimmer werden kann. Angefangen vom Vater, der seiner Tochter zeigt, wie er einen Strick befestigt, mit dem man sich umbringen kann. Über die Mutter, die immer mehr trinkt, als gut ist. Über die Eltern, die nie irgendeinen ihrer Pläne richtig verwirklichen. Über Geschwister, die unter dieser Situation leiden. Über eine Kinderfreundschaft zwischen zwei Jungs und einem Mädchen, die in der Pubertät zwangläufig schwierig wird. Über Mädchenfreundschaften, die nie richtig gelingen. Über Nachbarinnen, die zwar eigentlich helfen wollen - dann aber doch nichts unternehmen.


Und vielleicht ist dies eine der Kern-Aussagen des Buches: Irgendwie schauen alle weg, wollen nicht wahrhaben, was sich hinter den nur mühsam aufrecht erhaltenen Fassaden abspielt.


Ein schonungsloses Buch, das gnadenlos weitererzählt - auch wenn man es vielleicht selbst nicht mehr so genau wissen will. Und auch darüber nachdenkt, einfach wegzuschauen. Aber das lässt die Autorin nicht zu. Zum Glück.