Evas Geschichte - verstörend, aber langatmig

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herrfabel Avatar

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Lize Spit nimmt uns mit ihrem Roman "Und es schmilzt" mit in die Erlebniswelt von Eva. Bereits zu Beginn stellen sich viele Fragen um sie und einen Eisblock. Eva sieht sich selbst nicht als ein normales Mädchen. In ihrer Familie gibt es wahnsinnige Probleme. Alkohol. Suizidgedanken. Eine von Ticks besessene Schwester. Keine Liebe."Ich ging weg, wünschte mir, wir wären dümmer oder weniger sensibel, wie die meisten unserer Nachbarn, wie Laurens' Eltern. Dann hätte sie mir fester ins Gesicht geschlagen, mit einer eisernen Suppenkelle zum Beispiel, mir genug weh getan, um sie zu hassen, um zumindest weinen zu dürfen."

Nun gut, die Ausgangslage verspricht sehr viel. Es folgt jedoch eine sehr langatmige Umschreibung ihrer Kindheit und die Reise mit ihrem Eisblock. Mit jeder Seite erwartet man, dass die zu Beginn aufgeworfenen Fragen beantwortet werden und etwas schreckliches passiert. Und ja, es kommt spät. Spät, aber dafür knallhart und verstörend. Ich habe noch nie so viel Mitleid empfunden - Mitleid mit Eva, mit ihrer verhaltensgestörten Schwester Tesje und ihrer dem Alkohol verfallenen Familie. "Wenn ich mir ihre bleichen, dünnen Schenkel und ihre violett verfärbten Krampfadern ansah, erkannte ich, dass ich dabei war, sie kaputtzumachen." Kinder können so wahnsinnig grausam sein. Nie ließ mich ein Roman so fassungslos und erschüttert zurück.

"Und es schmilzt" ist ein Roman, von dem ich sehr viel erwartet habe und leider enttäuscht wurde. Dieser Roman kursiert bereits eine Weile in aller Munde und entweder findet man ihn spannend, makaber, grausam oder eher fraglich und langweilig. Ich gehöre großteils eher der zweiten Gruppe an. Eine klarere Richtung und Kürzung würde dem Ganzen sehr gut tun. Mehr kann ich leider dazu auch nicht sagen.