Hätte man besser machen können

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Nach all den Preisen und Nominierungen, die dieses Buch angeblich eingeheimst hat, hätte ich mehr erwartet, viel mehr! Die Geschichte hat ja auch Potential, drei Kinder aus einer zerrütteten Familie mit alkoholkranken Eltern versuchen im Leben Fuß zu fassen, da hätte man was draus machen können. Die Autorin hat auch Potential, sie schreibt richtig gut, sie kann die Leser fesseln, wenn sie ihr Talent nutzt. Allerdings scheitert sie hier total. Man hätte die Probleme und das Konfliktpotential in der Familie wesentlich besser herausarbeiten können, doch das bleibt an der Oberfläche. Alles, was der Autorin einfällt, um die Dramaturgie ihrer Geschichte rüberzubringen, sind die feuchten Träume aus ihrer Jugendzeit. Natürlich kann man das auch mal bringen, gehört schließlich zum Leben dazu, doch sie übertreibt. Ihr fällt offensichtlich sonst nicht genug ein. Doch eine Geschichte von Demütigung und Verrat kann man auch anders erzählen, andere Autoren können es zumindest. Man muss dazu nicht die Vergewaltigung eines Teenagers in allen Einzelheiten schildern. Wenn die Autorin meint, hier eigene Erfahrungen verarbeiten zu müssen, sollte sie sich besser umgehend professionelle Hilfe suchen anstatt ihre Leser damit zu belästigen. Und wenn sie meint, derartige Grausamkeiten zu brauchen, um ausdrücken zu können, was sie sagen will, empfehle ich eine fachliche Fortbildung und die Lektüre der wirklich guten Schriftsteller. Es hätte ein sehr trauriges aber trotzdem sehr schönes Buch werden können, doch das ging voll daneben. Zum Schluss war ich nur noch angeekelt und genervt. Schade, schade, schade.