Harte Kost, die mich an meine Grenzen gebracht hat

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
melanie1984 Avatar

Von

Ich habe das Buch vor ein paar Minuten beendet und bin noch immer total mitgenommen, sodass es mir schwer fällt, die richtigen Worte zu finden.

Mit einem Eisblock im Kofferraum kehrt Eva nach Jahren in ihr Heimatdorf zurück. Nach und nach arbeitet sie die Erinnerungen an den Sommer 2002 auf: einen Sommer, der alles verändert und Eva für immer geprägt hat.

Die Geschichte wird aus der Sicht von Eva in zwei Erzählsträngen erzählt, den Sommer 2002 und das Jetzt. Der besagte Sommer wird zum Knackpunkt in Evas Leben. Eva wächst mit zwei Geschwistern und alkoholkranken Eltern in einem lieblosen Elternhaus auf. Auch ihre beiden besten Freunde Pim und Laurens zeigen bald ihre wahren Gesichter. Niemand im Dorf nimmt sich der Familie an, alle verschließen die Augen und schauen weg. Eva hat immer wieder versucht, auf ihr Leid aufmerksam zu machen und den Leuten eine Chance gegeben, zu helfen, doch niemand hat reagiert.

Die Autorin erzählt die Geschichte in einem völlig nüchternen und sachlichen Erzählstil. Dies machte mich immer wieder fassungslos und war kaum auszuhalten. Zum Ende hin aber konnte ich ihre Erzählweise verstehen. Das Buch hat mich an meine Grenzen gebracht: Wie können Leute so gefühlskalt sein? Gerne hätte ich Eva in den Arm genommen und wäre für sie da gewesen. Eva erschien mir trotz der Emotionslosigkeit irgendwann so nah, dass mich ihr Schicksal noch mehr mitgenommen hat. Der Titel bekommt zum Ende hin einen Berechtigung, die ich mir in meinen schlimmsten Alpträumen nicht ausmalen möchte.

Das Buch besticht auch durch seine Optik. Noch nie hatte ich so ein perfektes Buch in der Hand. Die Haptik der Schrift/Eisklumpen und der dunkelgrüne Buchschnitt sind außergewöhnlich, sehr edel und doch so konträr zur Geschichte.

FAZIT:
Ein Buch, das alles gibt und alles verlangt- diesen Leitsätze kann ich nur unterstreichen. Selten hat mich ein Buch so mitgerissen und mich an die Grenzen des Erträglichen gebracht. Lize Spit ist ein Ausnahmetalent.