Kälte spürend

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dicketilla Avatar

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Sie bekommt eine Einladung zur Einweihung einer neuen Melkanlage.
Diese gehört Pim, einst war er wie sie, Teil der "Drei Musketiere", wie sie sich damals nannten.
Laurens, Pim und Eva, gemeinsam in einem belgischen Dorf aufwachsend.
Doch Eva gehörte nie so richtig dazu. Von den Mädchen des Dorfes gemieden, musste sie stets hinter ihnen gehen, nie in deren Geheimnisse eingeweiht.
Daheim erwartete sie ein verwahrlostes Haus, die Eltern oft betrunken. Die Geschwistern sich selbst überlassen. Eva kümmerte sich besonders um ihre jüngere Schwester, die unter Zwangshandlungen litt.
Wenn Vertreter vor der Tür stehen, anscheinend etwas verkaufen wollten, läßt Eva sie ins Haus. Sie hofft, daß diese sehen, was bei ihnen schief läuft. Doch am Ende wurde immer darüber hinweggesehen, keine Hilfe geschickt.
Im Dorf schenkte man den Kindern eher bemitleidende Blicke.
So zieht sie mit den Jungs los, die eigentlich wenig Interesse an ihr zeigen. Kein einer für alle - alle für einen. Doch dann denken sie sich ein Spiel aus.

"Sie haben das Rätsel nicht ausgedacht. Ich bin der Köder, bin nicht hier, weil ich Eva bin, sondern weil ich ein Mädchen bin und meine Anwesenheit andere Mädchen beruhigt." (S:281)

Als sie Elise kennenlernt, denkt sie eine Freundin gefunden zu haben, die mit der Zeit Laurens und Pim ersetzen kann.
Doch dann wird sie bitter enttäuscht.

Es ist neun Jahre her, Eva hat das Dorf und deren Bewohner längst hinter sich gelassen.
Ihr Leben gestaltet sich monoton und freudlos.
Dann packt sie einen Eisblock in den Kofferraum ihres Autos und fährt los.
Was hat sie damit vor, fragt man sich.

Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen von Eva selbst erzählt. Es geht zurück ins Jahr 2002, sie ihren letzten Sommer mit den Jungs verbringt, der ihr weiteres Leben zerstören wird.
Und dann, wie ihr Leben danach verlief, wie sie sich auf die Fahrt zu ihrem Dorf begibt.
Zu Beginn entdeckt man einzelne Hinweise, die erahnen lassen, dass da etwas nicht stimmt. Wie durch einen dunklen Gang gehend, nicht wissend, was am Ende wartet, bereits ein ungutes Gefühl hinterläßt.
Lize Spit schildert, mit einer manchmal kaum ertragenden Genauigkeit, die Ereignisse, Brutalität. Oft würde ich Eva bei der Hand nehmen, die nur dazugehören will, sich einsam fühlt, daraus die falschen Entscheidungen trifft.
Eine Geschichte, die eigentlich nur in einem Abgrund enden kann.

Ein außergewöhnliches Buch, daß noch lange nachhallt, sich in einem hineinfrisst.
Mit einem Cover, schon von Beginn an die Kälte spühren läßt, am Ende fröstelnd zurückläßt. Ich bin sprachlos, aber auch begeistert.