Und es schmilzt

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simi159 Avatar

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Eva wächst in der norddeutschen Provinz, an der Grenze zu Belgien, auf. Es ist ein Dorf in dem Jeder, jeden kennt, und das Leben nach immer gleichen Bahnen abläuft.
Eva lebt schon lange nicht mehr dort, doch eine Einladung eines ehemaligen Freundes läßt sie Richtung ehemalige Heimat aufbrechen. Mit einem festen Plan, in dem ein großer Eisblock, den sie im Kofferraum mit nimmt, Dreh- und Angelpunkt ist, fährt sie los.
Auf dem Weg zu dem Fest, bei dem eine Melkroboter eingeweiht werden soll, kommen viele Erinnerungen an ihre Kindheit wieder hoch.
Ihre Eltern waren und sind Alkoholiker. Eva und ihre Geschwister, ein großer Bruder und eine kleine Schwester, liefen so im Leben der Eltern mit. Eva war viel und oft mir zwei gleichaltrigen Jungs aus dem Ort unterwegs. Bis zu dem Schicksalhaften Sommer 2002….

Fazit:
Für diese Geschichte braucht der Leser starke Nerven, denn Evas Lebensgeschichte und auch der Sommer 2002 sind nichts für zarte Gemüter.
Und doch entsteht schon nach wenigen Seiten ein Sog, der einen atemlos und sprachlos lesen, lesen und immer weiter lesen läßt.

Man ahnt, daß das, was da passiert, passieren wird, doch nicht in so und mit dieser Konsequenz. Und man hofft mit Eva, daß sie und ihre Geschwister gerettet werden, von diesen herzlosen, überforderten Eltern wegkommen. Alle im Ort wissen, was da los ist, doch keiner handelt, und niemand hilft den Kindern. Das macht einen beim Lesen sprachlos, denn diese Kälte, dieses gefühlte nicht helfen wollen, läßt einen innerlich oft schreien, macht doch was.

Mit scharfem Auge, sehr treffenden Worten, die schnörkel- und lieblos als das, was Eva da geschieht, mehr wie einen Bericht beschreiben, was auf der einen Seite absurd wirkt und auf der anderen Seite, es noch viel deutlicher zeichnet und wirken läßt, erzählt die Autorin, Lize Spit, diese Geschichte.
Man ahnt daß da etwas passieren wird, und wie alle Personen in Evas Leben, die Bescheid wissen, kann man nichts tun, nur zuschauen und weiter lesen.

Die Charaktere sind gut beschrieben und wirken authentisch. Egal ob es Eva ihrer Eltern oder auch ihre an einer Zwangsstörung erkrankende kleine Schwester ist. So etwas wie in diesem Buch kann überall passieren. Dass es in einer sehr kleine überschaubaren Welt, einem Dorf in dem Jeder jeden kennt passiert, macht es um so tragischer.

Wie oft hat man im eigenen/realen Leben schon weggesehen? Wie oft hätte man im Kleinem Handeln können und hat es nicht getan
Das sind die beiden Fragen, die in meinem Kopf nach dieser Lektüre nachhallen…

Eine ungewöhnliche Geschichte die nachhallt.

Von mir gibt es 4 STERNE.