Anders als erwartet.

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phoenix84 Avatar

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Der Roman " Und Marx stand still in Darwins Garten " von der Journalistin Ilona Jerger nimmt den Leser mit in eine Zeit voller wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Umbrüche und beschreibt Marx und Darwin als zwei große
( noch ) unterschätzte Persönlichkeiten eben jener Zeit .
Beide werden im bereits fortgeschrittenen und gebrechlichen Alter vorgestellt, was der Autorin die Möglichkeit gibt, mittels eines Arztes ein Bindeglied zwischen den beiden zu schaffen. Wird es zu einem Treffen kommen, wie es Doktor Beckett gerne sehen würde, und wenn ja, was hätten beide sich zu sagen ?

Die Sprache liest sich sehr angenehm und ist in der Wortwahl der damaligen Zeit angepasst ohne jedoch sperrig oder gar schwer verständlich zu wirken.
Die Geschichte selber gewährt mehr persönliche Einblicke in das jeweilige Leben der Protagonisten, als das tatsächlich auf das oben erwähnte Treffen hin gearbeitet würde. Jenes selbst mag auch manchen Leser enttäuschen; jedoch sind die Reaktionen derer, die schlussendlich gemeinsam am Tisch sitzen, nicht unerwartet. Der leise Humor und die sorgfältige Recherche der Autorin, die man während des Lesens spüren kann, machen dies wieder wett. Letzten Endes sagt das " Rauschen der Bärte " viel mehr, als ein hitziger langer Disput es getan hätte ;-) .

Das Buch nimmt sich Zeit, besonders für Darwin und dessen Lebensumstände. Es ist ein Werk der leisen Töne und zeichnet ein zeitgenössisches Bild zweier Männer zwischen den Mühlen der Kirche /Gesellschaft und Wissenschaft. Wer sich darauf einlässt, wird gut unterhalten.