Grandiose Geschichte

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Charles Darwin und Karl Marx, zwei bedeutende Männer des 19. Jahrhunderts, haben sich nie getroffen, obwohl sie nur wenige Meilen voneinander entfernt gelebt haben. Ilona Jerger ändert das in ihrem Roman.

Darwin ist ein sensibler, nachdenklicher Naturwissenschaftler, der sich trotz gesundheitlicher Probleme noch im hohen Alter mit großer Disziplin seiner Forschungsarbeit widmet. Er hat ein liebevolles Verhältnis zu seiner Frau Emma, obwohl die beiden in Glaubensdingen inzwischen weit voneinander entfernt sind.

Marx, ebenfalls gesundheitlich stark angeschlagen, ist mürrisch und aufbrausend, wartet ungeduldig auf die angekündigte Revolution, hadert mit der Welt und seinem Schicksal und schafft es einfach nicht, den zweiten Band von "Das Kapital" fertig zu stellen.

Das Bindeglied zwischen diesen unterschiedlichen Männern ist Dr. Beckett, eine frei erfundene Figur der Autorin, der als Hausarzt zwischen seinen Patienten hin und her pendelt. Er diskutiert gerne mit Ihnen und ist fasziniert von ihren Theorien. Da er auch einige Gemeinsamkeiten entdeckt, würde er Marx und Darwin gerne zu einem Gespräch zusammenbringen. Und tatsächlich, zufällig kommt es eines Abends zu einem Treffen. Doch die Diskussion um Gott und die Soziale Gerechtigkeit endet in einem Eklat.

Da ich mich nie eingehend mit Darwin und Marx beschäftigt habe, war das Buch für mich sehr interessant, aber auch unterhaltsam. Ich bekam Einblicke in die Privatsphäre dieser beiden Geistesgrößen, vor allem in die Forschungstätigkeit von Darwin, lernte seine Art zu leben kennen, schmunzelte über seine Marotten, konnte seine Zerrissenheit bzgl. der Schöpfungsgeschichte spüren und freute mich mit ihm über die Anhänglichkeit seines Hundes Polly.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, denn die Sprache ist der damaligen Zeit angepasst. Aber ich kam nicht so schnell voran wie bei anderen Büchern. Es lag wohl daran, dass das Lesen ein erhöhtes Maß an Konzentration erforderte.

Fazit: Ein Lesegenuß der besonderen Art und durchaus empfehlenswert.