Man kann dieser fiktiven Geschichte folgen, muss es aber nicht.

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geschwaetz Avatar

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Ilona Jerger „Und Marx stand still in Darwins Garten“

Das Cover ist ansprechend mit den beiden Figuren, die vom Betrachter weggehen. Man kann ihnen in ihre Geschichte folgen, muss es aber nicht.

Dieser Roman über eine fiktive Begegnung von Karl Marx und Charles Darwin in London basiert auf einer intensiven Quellenarbeit der Autorin.

Karl Marx, der in London im Exil lebt und Charles Darwin, berühmt geworden durch seine Evolutionstheorie, werden vom selben Arzt, der als Verbindung zwischen den beiden ideologischen Welten fungiert, betreut, da sich beide Männer in schlechtem gesundheitlichem Zustand befinden.

Charles Darwin wehrt sich dagegen, dass seine Theorien, die eine Schöpfung durch Gottes Hand widerlegten, von den Marxisten als wissenschaftliche Beweise benutzt werden, da auch sie die Existenz eines Gottes leugnen. Marx` Wort Religion sei Opium fürs Volk, um es immer weiter zu unterdrücken und in Schach halten zu können, wird als kommunistische These ebenso wie eine Religion gepredigt.

Wir erleben Charles Darwin bei einer seiner geistigen Stippvisiten in seine Vergangenheit auch bei seiner Forschungsreise auf der HMS Beagle, wo er in Südamerika eine grundlegende Entdeckung macht. Er findest fossile Muscheln in den Bergen und begreift, dass die Welt viel älter ist, als in der Bibel behauptet wird. Damit wird ihm klar, dass diese Schöpfungsgeschichte nicht stimmen kann und dass die Bibel „nur“ ein Buch voller Geschichten ist.

Den Einstieg in die Geschichte finde ich weder gelungen, noch originell.
Mich stört der zu moderne Schreibstil für dieses Thema, diese Zeit und diese Menschen. Es reicht nicht aus, um die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts atmosphärisch herüberzubringen, wie mit einem Ein-Loch-Salzstreuer hier und da ein paar alt klingende Vokabeln über den Text zu verteilen. Unter der vom Verlag angekündigten Fabulierlust der Autorin habe ich nichts bemerken können.
Diese zu kurzen, verstümmelten Sätze nerven mich, weil sie den Lesefluss unterbrechen, da man sie inhaltlich oft nicht sofort zuordnen kann.
Die zweite Hälfte des Buches ist vom Stil und Inhalt her besser gelungen, was bei mir den Eindruck hinterließ, als wären hier zwei Autoren am Werk gewesen.

Dieses Buch ist für Schüler sehr gut geeignet, weil es inhaltlich leicht lesbar und verständlich geschrieben wurde und weil es durch die Diskussionen über Religionen einen Bezug zu unserer Zeit hat.