Treffen der Gottlosen

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murksy Avatar

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Charles Darwin und Karl Marx lebten beide in London, trotzdem fand dieses fiktive Treffen nie statt. Trotzdem geling es der Autorin in wunderbarer Weise die Möglichkeit zum Leben zu erwecken. Der gemeinsame Hausarzt (ebenfalls fiktiv) ist von beiden Männern fasziniert. Selber ungläubig, erfreut er sich an den Forschungen des einen und an den Ausführungen des anderen. Die großen Männer sind in die Jahre gekommen, sind immer noch voller Tatendrang, wenn auch so langsam ein Ende des Schaffens in Sicht kommt. Herrlich, wie die Autorin den Fanatismus in Bezug auf die Studien Darwins darstellt. Akribisch beschäftigt sich der Forscher mit den kleinsten Lebewesen und erkennt immer mehr die Präzision der Evolution. Ein Punkt, den wiederum die Kirche als göttliche Allmacht darstellt. Und sogar Darwin hadert mit seinem Unglauben. Im Gegensatz zu Marx, der sogar beim späteren Trauergottesdienst für Darwin seinem Unmut freien Lauf lässt. Diese im Tiefsten gegensätzliche Herangehensweise an die Gott-Frage führt im Roman auch dazu, dass das legendäre Treffen, welches eher zufällig bei einem Dinner stattfindet, in einem Fiasko endet. Die Stimmung geht gegen Null. Unterschiedlichste Glaubenswege treffen aufeinander. Was bleibt, ist die gegenseitige Bewunderung und der Respekt vor den Leistungen des Gegenübers.
Im Buch gelingt es der Autorin vortrefflich, die Fiktion zum Leben zu erwecken. So lebhaft und authentisch sind die Figuren und Szenen beschrieben, dass man als Leser glauben mag, dass es genauso hätte sein können. Zwei großartige Männer auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, gleichzeitig bewundert und verachtet, finden aber letztendlich auch nicht die Antwort auf die große Frage. Und der Leser darf mit den Eigenheiten der Protagonisten schmunzeln und findet jede Menge Diskussionsstoff für die eine oder andere Tasse Tee. Ein großartiger, liebvoller Roman.