Opfer eines Sadisten

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theresia626 Avatar

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Der Thriller von Carla Norton „Und nachts die Angst“ beginnt mit dem Prolog, der in Seattle, Washington vor sechs Jahren spielt. Wie der Leser später erfährt, wurde die damals 12jährige Reeve LeClaire vier Jahre von ihrem Peiniger Daryl Wayne Flint im Keller seines Hauses gefangen gehalten. Ein Verkehrsunfall beendet ihr Martyrium, bevor Flint Reeve in ein abgelegenes Haus mit einem noch größeren Keller bringen kann.

San Francisco, Kalifornien. Für Reeve, die inzwischen zweiundzwanzig Jahre alt ist, sind die Tage, an denen sie zu ihrem Psychiater, Dr. Ezra Lerner, geht eine Bewährungsprobe. Von dem einst verwahrlosten Kind ist nichts mehr zu sehen. Reeve, die früher Regina Victoria LeClaire hieß, hat ein gepflegtes Äußeres, sie hat zugenommen und eine Arbeit. Geblieben sind die Narben an ihrem Körper und in ihrer Seele. Früher waren die Besuche bei Dr. Lerner stundenlang, jetzt trifft sie ihn nur noch dienstags, ein ungeheurer Fortschritt. Kurz nach dem Ende der Sitzung bekommt Dr. Lerner Besuch aus Jefferson City, Kalifornien. Hier fand eine Pressekonferenz statt, auf der der Sheriff die Befreiung der 13jährigen Tilly Cavanaugh bekannt gegeben hat. Sie ist aus einem verschlossenen Keller, der unter der Garage liegt, befreit worden. Das Haus steht leer und befindet sich am Rand der Stadt. Ein Verdächtiger, Randy Vanderholt, wurde festgenommen, weil er der letzte Mieter des Hauses war, das jetzt zum Verkauf steht. Er ist kein vorbestrafter Sexualstraftäter, deswegen wurden die Ermittler nicht früher auf ihn aufmerksam. Auch ein Mann, der sich Duke nennt, ist bei der Pressekonferenz. Er scheint in die Entführung verwickelt zu sein, denn er macht sich Sorgen, was Tilly alles für Geheimnisse ausplaudern könnte, und er überlegt, was er mit Randy Vanderholt machen soll, jetzt, da er geschnappt wurde.

Die Leseprobe liest sich sehr gut, ist spannend und fesselnd geschrieben. Die Autorin verarbeitet hier ein immer wieder aktuelles Thema. Welche Qualen musste Reeve ertragen, die das Vorstellbare übersteigen? Laut Klappentext verweigert die schwer traumatisierte Tilly jede Aussage und ihre Familie wendet sich an Reeve, die in die Ermittlungen mit hineingezogen wird. Kann Reeve zu dem Mädchen einen persönlichen Kontakt aufbauen? Werden beide jemals ihren Frieden finden und die Vergangenheit hinter sich lassen können? Die ersten Seiten des Romans zeigen anhand des Entführungsopfers Reeve LeClaire, wie weit auch sie nach Jahren noch von einem normalen Leben entfernt ist. Die Autorin setzt sich ernsthaft, nicht sensationslüstern mit dem Thema der traumatischen Kindheitserfahrungen im Zusammenhang mit einer Entführung und jahrelangen Gefangenschaft auseinander. Den Leser erwartet ein interessantes Buch, das man nicht verpassen sollte.