nicht zu Tränend rührend

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annago Avatar

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"Und wir tanzen und wir fallen" von Catherine Newman ist ein Roman, der die letzten Wochen im Leben einer jungen Frau in einem Hospiz einfühlsam und dennoch mit einer Prise Galgenhumor erzählt. Die Geschichte wird aus der Perspektive ihrer Freundin aufgeschrieben, die sie in dieser schwierigen Zeit begleitet. Die liebevolle Betreuung im Hospiz und die Akzeptanz des Todes als natürlicher Bestandteil des Lebens sind tröstliche Aspekte des Romans.

Die Beschreibung der Menschen, die im Hospiz arbeiten, zeigt ihre besondere Hingabe und ihren respektvollen Umgang mit den sterbenden Gästen. Der Galgenhumor, der sich immer wieder in den Dialogen und Gedanken der Protagonistin zeigt, verleiht dem Buch eine unerwartete Leichtigkeit, trotz des ernsten Themas.

Die Protagonistin, die den Roman erzählt, bleibt mir persönlich jedoch ein wenig fremd. Ihre eigenartigen Sexabenteuer und Gedanken wirken manchmal wie Fremdkörper in der Geschichte, und es fällt schwer, eine wirkliche Bindung zu ihr aufzubauen. Auch die sterbende Freundin, um die es eigentlich gehen sollte, spielt überraschenderweise eine eher untergeordnete Rolle und äußert sich kaum. Dadurch fehlt es der Geschichte an einer emotionalen Tiefe, die die Leser wirklich berühren könnte.

Leider hat mich "Und wir tanzen und wir fallen" nicht zu Tränen gerührt, wie man es vielleicht bei einem Roman über ein so sensibles Thema erwarten würde. Einige Entscheidungen in der Handlung wirken wenig nachvollziehbar, wie beispielsweise die Entscheidung des Ehemannes, die sterbende Frau im Hospiz nicht zu besuchen. Hier fehlt es an einer ausreichenden Erklärung oder psychologischen Tiefe, die dem Leser Einblick in die Gedankenwelt der Charaktere geben könnte.

Dennoch bietet der Roman eine interessante Perspektive auf das Thema Tod, Hospiz und menschliche Begleitung in diesen schweren Momenten. Die Alltäglichkeit und Selbstverständlichkeit, mit der die Menschen im Hospiz mit dem Tod umgehen, wirkt auf den Leser tröstlich und zeigt eine andere Seite dieses oft tabuisierten Themas.

Catherine Newman hat mit "Und wir tanzen und wir fallen" einen Roman geschaffen, der eine ungewöhnliche Perspektive auf das Leben im Hospiz wirft. Die Mischung aus Galgenhumor und ernstem Thema verleiht dem Buch eine einzigartige Note. Trotzdem fehlt es dem Roman an emotionaler Tiefe und einer ausreichenden Entwicklung der Charaktere, um wirklich berührend zu sein.

Für Leser, die sich für das Thema Hospiz, Sterben und menschliche Begleitung interessieren, bietet der Roman jedoch eine interessante Sichtweise. Der Schreibstil ist flüssig und mitunter humorvoll, was das Lesen angenehm gestaltet. "Und wir tanzen und wir fallen" ist sicherlich ein Buch, das in der Literaturlandschaft seinen Platz findet, jedoch wird es vielleicht nicht jeden Leser gleich stark ansprechen. Es ist ein Werk, das zum Nachdenken anregt, aber möglicherweise nicht das volle emotionale Potenzial ausschöpft.