Der Schrei nach Freiheit

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hurmelchen Avatar

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Colson Whitehead setzt mit seinem Roman "Underground Railroad", der sowohl mit dem Pulitzer Preis, als auch mit dem National Book Award ausgezeichnet wurde, den Millionen in den USA versklavter Farbigen ein Denkmal.
Das ist gut so und es ist endlich an der Zeit, dies vielleicht schwärzeste Kapitel in der Geschichte der Vereinigten Staaten, aufzuarbeiten.
Neben Whiteheads preisgekröntem Roman, tat dies, auf vielleicht noch beeindruckendere Weise, auch Yaa Gyasi in "Heimkehren".
Darauf sei nur hingewiesen, weil mir persönlich Gyasis Buch besser gefallen hat.
Aber zurück zu "Underground Railroad".
Whitehead erzählt, exemplarisch für viele Opfer der Sklaverei, die Geschichte der jungen Cora, die auf einer Baumwoll- Plantage geboren wird und dort allein, da ihrer Mutter Mabel, eines Tages als einziger Sklavin die Flucht aus dieser Hölle gelang, dem alltäglichen Horror widerstehen muss.
( Zitat:" Manchmal verliert sich eine Sklavin in einem kurzen Taumel von Befreiung. In der Gewalt einer plötzlichen Träumerei zwischen den Furchen oder beim Entwirren der Rätsel eines frühmorgendlichen Traums. Mitten in einem Song in einer warmen Sommernacht. Dann kommt er unweigerlich - der Schrei des Aufsehers, der Ruf zur Arbeit, der Schatten des Herrn, die Mahnung, dass sie in der Ewigkeit Ihrer Knechtschaft nur einen kurzen Moment lang ein Mensch war.")

Ein Leidensgenosse erzählt Cora von der legendären Underground Railroad, einem Netzwerk von Helfern, die geflohenen Sklaven den Weg in den freieren Norden, mit Hilfe einer unterirdischen Bahn ermöglichen.
Cora beschließt zu fliehen.
Der Leser verfolgt nun ihren mühevollen und beängstigenden Weg in die Freiheit.
Das alles ist sehr eindrucksvoll geschildert, Cora eine großartige Protagonistin, und doch hat mich der Roman nicht endgültig gepackt.
Zu sehr wabert Whiteheads Erzählstil hin und her. Mal packendes, geschichtlich relevantes Drama, mal essayistische Abhandlung und schließlich gibt es noch eine Prise Märchenhaftes, bösartig könnte man auch von Geschichtsklitterung sprechen, verfälscht Whitehead doch die wahre Geschichte der Underground Railroad, zu einer phantasievollen Fluchtepistel.
In Wahrheit handelte es sich bei der Underground Railroad in der Tat um ein Netzwerk von Helfern- schwarz wie weiß - welche die Sklaverei in ihrem Land nicht länger tolerieren konnten, und den Entflohenen halfen, in liberalere Staaten der USA zu gelangen.
Warum Whitehead eine reale Untergrundbahn aus diesem Netzwerk macht, ist nicht nachzuvollziehen.
Dennoch ist "Underground Railroad" der Roman der Stunde, verfallen die USA unter Donald Trump doch wieder in eine rassistische, reaktionäre Grundhaltung.
Nur unter Wahrung der Menschenrechte, mit Klugheit und Empathie, wird man verhindern können, dass Menschen unterdrückt werden.
Sicher gilt das nicht nur für die Vereingten Staaten.
Make humanity great again!