Ein dunkles Kapitel Amerikas treffend inszeniert

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steffi kohl Avatar

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Ein dunkles Kapitel Amerikas treffend inszeniert
Amerika steht bei uns Deutschen als Land der Demokratie hoch im Kurs – sehen wir mal von den derzeitigen Auswüchsen ab.
Wir beneiden die Amerikaner um ihr Nationalbewusstsein – aber nicht nur wir Deutschen haben blinde Flecken in unserer Geschichte …
Mir erscheint es nach der Lektüre dieses Roman zweifelhaft , ob die Amerikaner mit diesen Flecken so umgehen , wie sie das von uns Deutschen gerne erwarten – und wie es auch richtig ist.
COLSON WHITEHEAD erklärt in seinem Roman Amerikas schmutzige Seiten im Georgia des frühen 19. Jahrhunderts : Eine Sklavin flieht durch ein geheimes Fluchtwegenetz: die Untergrundbahn des Titels .In der Realität war sie ein Netzwerk von Gegnern der Sklaverei - im Roman wird sie zu einer echten unterirdischen Eisenbahn, die quer durch Amerika geflohene Sklaven in den Norden bringt.
Deshalb bekam Colson Whitehead auch den National Book Award in der Kategorie "Fiktion".
Er erzählt die Geschichte von Cora, einer Sklavin auf einer Baumwollplantage in Georgia vor dem amerikanischen Bürgerkrieg. Durch den Sklaven Caesar , der neu auf der Plantage, ist erfährt sie von einem geheimen Fluchthelfer-Netzwerk. Die beiden entschließen sich zur Flucht.
Der Roman beginnt mit Ajarry, Coras Großmutter, die mit einem Schiff nach Amerika verschleppt wurde und die immer wieder weiterverkauft wurde.
Am Ende ihres Lebens kam sie auf die Farm der Randalls. An diesem Ort wuchs auch ihr Enkelin Cora auf. Deren Mutter Mabel wagte den Weg in den Norden, während ihre Großmutter ihr Schicksal ertrug. In Cora sind Beide verwurzelt, deshalb will sie zunächst nicht fliehen; sie weiß ja auch nicht, was sie erwartet.
Die Flucht gestaltet sich schwierig und die Angst, wieder eingefangen zu werden, hängt ständig wie ein Damoklesschwert über Cora.
Am Cover gefällt mir besonders der weite Sternenhimmel; ein Himmel , den Cora sicher oft auf ihrer Flucht gesehen hat und der sie vielleicht auch zum Träumen von der großen Freiheit lässt. Und im Hintergrund – wie zum Beweis- beginnt der neue Tag.
Das fundierte Sachwissen des Romans spiegeln im Cover die großen Letter des Titels sehr gut wider. Fiction und Realität sind nicht nur im Cover gut verwoben.