Ein dunkles Kapitel Geschichte in nüchterner Erzählweise verpackt

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hannelore259 Avatar

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Das war er nun also, der Roman von Pulitzerpreisträger Colson Whitehead. Die Frage ist, was denke ich nach dem Lesen dieses hochgelobten Buches? Und ganz ehrlich, ich kann nicht sagen, dass es mich hundertprozentig überzeugt hat.

Es fällt mir etwas schwer meine Kritik in Worte zu fassen, denn in erster Linie ist es natürlich ein gut geschriebenes und vor allem sehr wichtiges Buch, im speziellen für die USA, dessen dunkle Geschichte der Sklaverei es beleuchtet.

Der Mittelpunkt der Geschichte ist die Figur Coras, die ihr Leben als Sklavin auf einer Baumwollplantage beenden will und dafür den gefährlichen Weg der Flucht nach Norden wählt. Dabei soll ihr die legendäre Underground Railroad helfen. Dieses Netzwerk von Helfern wird mit Hilfe eines unterirdischen Gleissystems beschrieben, über das Sklaven von Station zu Station fliehen konnten. Diese Idee fand ich zunächst sehr gelungen, aber während des Lesens hätte ich dann doch mehr Fakten über die wahre Unerground Railroad erwartet.

Die Geschichte dreht sich aber eigentlich immer um Cora und legt nicht den Fokus auf das Drumherum, was ich mir eigentlich erhofft hatte. Dabei wabert die Erzählung oft vor sich hin und kann mich nicht richtig packen. Ihre Höhepunkte hat sie meiner Meinung nach immer dann, wenn Cora auf ihren Widersacher, den Sklavenfänger Ridgeway trifft. Da hat Whitehead zwei Figuren erschaffen, die ein perfekten Gegenpol bilden und literarisch voneinander profitieren. Doch auch wenn man hier auf Cora langer Flucht einiges an Abgründen der Menschheit kennenlernt und schockiert ist über die Grausamkeit wollte der Funke bei mir nicht überspringen. Ganz anders war das bei Yaa Gyasis „Heimkehren“, dort hat mich die Geschichte emotional sehr berührt, während mir Coras Figur nicht so nahe ging. Vielleicht liegt es daran dass man übersättigt ist, seine Schmerzgrenze erreicht hat und innerlich eine Barriere gegen diese Unmenschlichkeit aufbaut.

Trotzdem habe ich Coras Schicksal mit Spannung verfolgt und die Geschichte liest sich recht flott, was sicher auch der nüchternen Erzählweise Whiteheads zuzuschreiben ist. Als Fazit bleibt zu sagen, dass dieser Roman sicher seine Preise verdient hat, gerade weil er auch zur richtigen Zeit in auf der Bildfläche auftaucht, aber mir hat die gewisse Portion Emotionalität gefehlt.