Eine bewegende Mischung aus Historie und Fiktion

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dorli Avatar

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Georgia, 19. Jahrhundert. Cora ist Sklavin auf der Baumwollplantage der Randalls. Sie hat sich zu einer Einzelgängerin entwickelt, nachdem ihre Mutter geflohen ist und sie im Alter von elf Jahren zurückgelassen hat. Coras Leben ist geprägt von harter Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen, von Intrigen, Gewalt und Misshandlungen. Als der Sklave Caesar davon spricht, gemeinsam zu fliehen, lehnt Cora zunächst ab, überlegt es sich dann jedoch anders – mit Hilfe der Underground Railroad soll die Flucht in den Norden gelingen…

Die Underground Railroad war ein im späten 18. Jahrhundert gegründetes Netzwerk, das Sklaven auf der Flucht unterstützt hat. Seinen Namen hat das Netzwerk zum einen bekommen, weil alle Aktivitäten im Geheimen, sprich im Untergrund durchgeführt wurden und zum anderen, weil man Eisenbahnbegriffe nutze, um verschlüsselt zu beschreiben, wie das System funktionierte.

Colson Whitehead hat die historischen Fakten rund um dieses Helfernetzwerk genommen und daraus etwas Eigenes gemacht – er hat den im übertragenen Sinn genutzten Begriff zu einer realen Untergrundbahn werden lassen, deren Tunnel die Flüchtenden über versteckte Zugänge erreichen konnten, um dann unterirdisch mit ratternden Waggons außer Reichweite der Sklavenjäger zu gelangen.

Schon nach wenigen Seiten hat mich Colson Whitehead in den Bann seiner Geschichte gezogen. Der Autor erzählt sehr anschaulich und eindringlich von Coras Erlebnissen und beschreibt das unsägliche Leid, die Schikanen und Misshandlungen, die die Sklaven ertragen mussten, genauso detailreich und realistisch, wie die waghalsige Flucht und die damit verbundenen Ängste, Gefahren und Rückschläge für Flüchtende und Fluchthelfer.

Der Autor hat Cora mit einer starken Persönlichkeit ausgestattet. Er schildert die Odyssee dieser mutigen jungen Frau mit schnörkelloser, kraftvoller Stimme und lässt den Leser dabei die dramatischen und tragischen Momente wie auch die hoffnungsvollen Augenblicke hautnah miterleben.

„Underground Railroad“ lässt mich tief beeindruckt zurück. Diese mitreißend erzählte Mischung aus Historie und Fiktion hat mich von der ersten bis zur letzen Seite fest im Griff gehabt und mir nicht nur Einblicke in ein dunkles Kapitel amerikanischer Geschichte gewährt, sondern mich vor allen Dingen intensiv an dem Schicksal der einzelnen Akteure teilhaben lassen. Absolute Leseempfehlung!