Ein Engel auf Erden

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naraya Avatar

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Die sechzehnjährige Clara ist eigentlich ein ganz normales Mädchen. Ihr Eltern leben schon seit einigen Jahren getrennt und so ganz kann Clara ihrem Vater nicht verzeihen, dass er ihre Mutter, ihren 13-jährigen Bruder Jeremy und sie selbst so plötzlich verlassen hat. Was sich aber zunächst nach einer völlig durchschnittlichen Familiengeschichte anhört, wandelt sich schon auf den ersten Seiten in einen Fantasyroman, denn Claras Mutter ist eine Nephilim und auch in ihrem Adern und denen ihres Bruders fließt Engelblut.

Die Handlung setzt genau zu der Phase in Claras Leben ein, als ihre Visionen beginnen. Die typischen Visionen, die das Leben eines Engels ausmachen. Denn jeder Engel bekommt eine bestimmte Aufgabe zugeteilt, nach der sich alles Weitere richtet. Und das ist auch der Grund, weshalb Clara und ihre Familie von einem Tag auf den anderen alles verlassen müssen, was ihnen lieb und bekannt ist. Die beiden Teenager Clara und Jeremy sind dabei sehr authentisch gezeichnet. Ich konnte mich in beide gut hineinversetzen, auch wenn sie sehr unterschiedlich reagieren. Wie unendlich schwer muss es für einen jungen Menschen sein, eine so große Verantwortung auf den Schultern zu spüren?

Der Schreibstil des Romanes ist sehr angenehm und leicht verständlich, dabei stellenweise aber auch sehr bildhaft und beinahe poetisch. Man hat als Leser das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein, dieselbe Luft zu atmen und dieselben Landschaften vor sich zu sehen. Geschickt baut die Autorin auch von der ersten Seite an Spannung auf, denn Claras Vision wird nur nach und nach deutlicher und gibt Details frei. Dennoch hat die Geschichte auch ihre humorvollen, selbstironischen Seiten, zum Beispiel dann, wenn Clara erzählt, dass sie am liebsten "Ein Engel auf Erden" im Fernsehen sieht.

Ich bin schon sehr gespannt darauf, wie es weitergeht. Warum hat Claras Vater wohl die Familie verlassen? Was wird ihre erste Aufgabe sein? Und wer ist der geheimnisvolle Junge aus der Vision? Ich hoffe, diese Fragen werden mir bald beantwortet. "Unearthly" - ein seltsamer Titel übrigens, da fiel dem Verlag wohl keine Übersetzung ein - wäre dann mein erster Engelsroman. Fast schon ein Wunder, denn, so habe ich mir sagen lassen, "Engel sind die neuen Vampire."