Aus dem alten Leben in ein neues

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buecherfan.wit Avatar

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Die 30jährige Emily Coleman verlässt eines Tages ihren Ehemann Ben und ihren Sohn Charlie. Sie vollzieht einen wirklich radikalen Schnitt: lässt ihren wertvollen Ehering in einer Bahnhofstoilette liegen, fährt von Manchester nach London in die Anonymität einer riesigen Stadt, nimmt eine neue Identität an und hat nicht die Absicht, jemals zurückzukehren. Warum tut sie das, wo sie ihre Angehörigen doch bereits kurz nach dem Aufbruch vermisst? Die ersten Seiten der Ich-Erzählung enthalten den rätselhaften, kursiv gedruckten Satz “…, ich gehe für immer, ich fliehe aus einem Leben, in dem ich komplett überflüssig geworden bin.” (S. 11).

In einer Rückblende wird in der dritten Person berichtet, wie Frances Brown, Emilys Mutter gut 30 Jahre zuvor von der Geburt von Zwillingen überrascht wird. Sie lehnt Caroline Rebecca, das zweite Mädchen, vom ersten Augenblick an ab, liebt nur Catherine Emily, die “Erstgeborene”. Vom Ehemann mit der schweren Aufgabe allein gelassen, versucht sie, beide Töchter gleich zu behandeln, kann aber dennoch nicht verhindern, dass Caroline ihre krampfhaften Bemühungen spürt und sich ungeliebt fühlt. Die 5jährige Caroline wird ihrer Schwester absichtlich schwere Verletzungen zufügen, und Emily wird sich vermutlich später dafür rächen. Ist sie irgendwann einen Schritt zu weit gegangen (Originaltitel: “One Step Too Far“)?

Die besondere Art von Zwillingsbeziehungen ist in der Literatur ein beliebtes Thema wie zuletzt in Saskia Sarginson, “Zertrennlich” (“The Twins“). “Ungeschehen” ist insofern anders, als die Mädchen einander eben nicht wie üblich sehr nahestehen. Dagegen ist das geheimnisvolle Geschehen in der Vergangenheit, das Auswirkungen bis in die Gegenwart hat und dem sich die Protagonisten irgendwann doch stellen müssen, ein typisches Muster in vielen Romanen. Ich bin gespannt, welche Ereignisse in diesem Debütroman zum Vorschein kommen.