Ein Leben außerhalb des Käfigs

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Glennon Doyle ist 44 Jahre alt und Mutter zweier Töchter und eines Sohnes. Sie ist mit einer Frau, der Ex-Profifußballerin Abby Wambach, verheiratet und steht offen zu ihrer Sexualität, ihren spirituellen Ansichten und sonstigen Überzeugungen. Doch das war nicht immer so. 30 Jahre lang war sie stets darauf bedacht, die Erwartungen der anderen zu erfüllen. Sie lebte früher mit ihrem Exmann Craig zusammen, der sie betrog, litt an Bulimie und Depressionen, war alkohol- und drogensüchtig. Am Ende aber ist es ihr gelungen, sich aus ihrem Käfig zu befreien. Wie hat sie das geschafft?

„Ungezähmt“ ist ein Selbsthilfe-Sachbuch von Glennon Doyle.

Meine Meinung:
Das Buch besteht aus drei Teilen („Im Käfig“, „Schlüssel“ und „Frei“). Es gibt 65 kurze Kapitel sowie einen Prolog und einen Epilog. Der Aufbau ist übersichtlich.

Die Autorin berichtet in der Ich-Perspektive von ihren Erfahrungen - schonungslos und erfrischend ehrlich. Die Sprache ist klar, locker und angenehm zu lesen, ihr Stil anschaulich und leicht verständlich. In den Kapiteln werden einzelne Episoden ihres Lebens geschildert. Das führt zu einer Aneinanderreihung von persönlichen Anekdoten, die mitunter den Lesefluss etwas bremst. Überrascht war ich anfangs auch darüber, dass ältere und jüngere Erlebnisse und Gedanken nicht chronologisch sortiert sind und es immer wieder zeitliche Sprünge gibt. Das lässt die Lektüre ein wenig chaotisch wirken und macht es gerade am Anfang nicht leicht, sich zu orientieren.

Nach den vielen Lobeshymnen und Schwärmereien von Prominenten wie Adele, die von dem Buch sehr beeindruckt sind, waren meine Erwartungen an die Lektüre nicht gering. Inhaltlich stecken in den rund 340 Seiten tatsächlich richtige und aufschlussreiche Einsichten und Beobachtungen. So wird im ersten Teil anhand unterschiedlicher Beispiele beschrieben, wie Frauen im Allgemeinen und Glennon Doyle im Speziellen eingetrichtert wurde und wird, wie sie zu sein haben. Im zweiten Teil werden die vier Schlüssel zur Freiheit erläutert. Schließlich stellt die Autorin dar, wie sie ihr Leben radikal verändert hat. Das Buch regt zum Nachdenken an und bietet durchaus einige Denkanstöße. Die Botschaft, sich selbst zu vertrauen und nur nach den eigenen Vorstellungen zu leben, ist dabei absolut begrüßenswert.

Im Großen und Ganzen ist der Inhalt für mich jedoch weniger spektakulär, inspirierend und augenöffnend als erhofft. Das liegt einerseits vielleicht daran, dass ich mich mit etlichen Erfahrungen und Sehnsüchten Doyles nicht identifizieren und daher nicht in allen Punkten mitfühlen kann, und andererseits vielleicht auch daran, dass mir vieles schon vor der Lektüre sehr bewusst war und mir einige Erkenntnisse der Autorin daher recht banal vorkommen. Womöglich bin ich für das Buch aber auch die falsche Adressatin, da ich ziemlich selbstbewusst und zufrieden durchs Leben gehe und nicht die Notwendigkeit sehe, vieles bei mir zu ändern.

Gut gefällt mir, dass das künstlerisch anmutende amerikanische Cover auf die deutsche Ausgabe übertragen wurde. Auch der prägnante Originaltitel („Untamed“) wurde erfreulicherweise wörtlich ins Deutsche übersetzt.

Mein Fazit:
„Ungezähmt“ von Glennon Doyle ist eine unterhaltsame Lektüre, die zwar keine phänomenal neuen, aber zumindest interessante Einsichten für Frauen bereithält. Vor allem diejenigen, die sich mehr Zufriedenheit in ihrem Leben wünschen, finden Denkimpulse und Ideen dafür, was sie verändern können.