schöpft sein Potential nicht aus

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karo_line Avatar

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Angetrieben von den positiven Rezensionen und dem großen Erfolg in den USA hatte ich hohe Erwartungen an dieses Buch. Die Geschichte bot für mich auch einiges an Potential: eine Frau, die in der Mitte ihres Lebens entscheidet sich aus den Zwängen der bürgerlichen Kleinfamilie zu befreien und sich vor allem aus ihrer Ehe zu emanzipieren. Sie beschließt sich selbst nicht mehr hinten an zustellen und mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse zu hören und zukünftig mit einer Frau und ihren 3 Kindern zusammenzuleben.

Die Idee ihre eigene Lebensgeschichte als Beispiel für die Sozialisation von Frauen in unserer Gesellschaft zu beschreiben und nach strukturellen Ursachen für ihre Unzufriedenheit zu suchen finde ich grundsätzlich super. Leider kann das Buch diese Idee nicht konsequent weiterverfolgen. Stattdessen werden kurze Anekdoten dazu genutzt einen spirituellen Ratgeber zu scheiben, indem die Autorin ausschweifend und rekursiv erklärt, dass jede Frau auf ihre eigene innere Stimme hören soll. Diese Botschaft ist schnell verstanden, wird aber wiederholend dargestellt und beschrieben. Dadurch verkommt das Buch zu einem esoterischen Ratgeber, in dem die christliche Grundhaltung der Autorin eine große Rolle spielt.
Die Analogie zur ungezähmten Raubkatze finde ich darüber hinaus nicht besonders passend. Da das Lebensziel der Autorin doch die gut situierte, bürgerliche Vorstadtfamilie bleibt. Nur eben mit Mutter, Mutter, Kind. Anstatt Vater, Mutter, Kind.

Damit bleibt das Buch leider hinter meinen Erwartungen zurück und schöpft sein emanzipatorisches Potential nicht aus.