Schonungslos ehrlich, manchmal bis über die Schmerzgrenze

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tanja.s Avatar

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Was als Affäre angefangen hat, entwickelt sich zwischen Jamey, der das typische gelangweilte Oberschichten-Söhnchen ist, und Elise, die aus einem zerrütteten Elternhaus im Drogenmilieu stammt, zu einer alles überschattenden, zerstörerischen Liebe, die beinahe an Sucht grenzt. Schon ganz zu Beginn steht über allem die Frage, ob diese Geschichte jemals gut ausgehen kann.
Das Buch beschreibt in bruchstückhaften Episoden das Kennenlernen, die Affäre und die sich entwickelnde Liebesgeschichte der beiden Protagonisten, die dabei aber seltsam distanziert bleiben. Die Geschichte hat es überhaupt nicht geschafft, mich auf emotionaler Ebene zu überzeugen, auch wenn die Gefühlswelt der beiden Protagonisten ausführlich dargestellt ist.
Der Sprachstil ist manchmal sehr direkt, an manchen Stellen schon beinahe zu vulgär und obszön, Beschreibungen wirken dagegen manchmal überhöht bildhaft und angestrengt künsterisch („Die Luft ist frisch und kalt, gesättigt von Smog und Meer und Tannennadeln, wie ungeschmolzenes Wachs“ (S. 44), „Ein verästelter Blitz auf einem Großstadtdach gleißte mit schmutzigem Licht, …, wie ein Vogel, der in die Welt fliegt“ (S. 97)), was oft gestellt und unwirklich klingt. Es kommt dadurch irgendwie kein richtiger Lesefluss zustande.
Alles in allem wirkt das Buch bemüht und steif, die Sexszenen sind so angelegt, dass sie schockieren sollen und lassen einen als Leser irgendwie peinlich berührt zurück. Was der Roman zu Beginn aufgrund seiner Andersartigkeit noch faszinierend, wurden die ausschweifenden Beschreibungen ab circa der Mitte nur noch ermüdend.