Die Jagd auf den Ripper

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dornröschen Avatar

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Der Roman „Unser Buch der seltsamen Dinge“ spielt in Yorkshire in den späten 70-erJahren. Wir lernen die zwölfjährige Miv kennen, die hier mit ihren Eltern und ihrer Tante Jean lebt. Mivs Familie ist etwas anders als andere Familien in der Gegend, ist ihre Mutter doch vor zwei Jahren verstummt. Seither wohnt Tante Jean bei ihnen und übernimmt die Aufgaben im Haushalt der Familie.
Mivs beste Freundin heißt Sharon. Die beiden Mädchen könnten unterschiedlicher nicht sein, sind aber trotzdem allerbeste Freundinnen.
Seit geraumer Zeit treibt sich ein Frauenmörder in der Gegend herum, der alle in Angst und Schrecken versetzt. Dieser wird in den Medien nur „Der Ripper“ genannt.
Miv, die sich für Detektivgeschichten interessiert, ist sofort fasziniert. Nicht von den Morden, sondern eher davon, dass sich eine derart gefährliche Person ganz in der Nähe ihres Wohnorts aufhält. Da Mivs Vater überlegt, mit der Familie wegzuziehen (u. A. auch wegen des Rippers) und Miv der Gedanke, ihre geliebte Heimat und ihre beste Freundin verlassen zu müssen, schockiert, schmiedet sie einen Plan: Sie möchte den Ripper stellen.
Dies ist leichter gesagt als getan. Gemeinsam mit Sharon nimmt sie nun alle verdächtigen Personen in ihrem Umfeld unter die Lupe. So entsteht das titelgebende „Buch der seltsamen Dinge“, in dem Miv all ihre Verdächtigen und damit zusammenhängende Rechercheergebnisse, sowie potenziell verdächtige Tatorte notiert.
Und bei der Recherche finden sie eine ganze Menge Geheimnisse der Stadtbewohner heraus und setzen ein neues Miteinander in Gang, mit dem niemand zuvor gerechnet hätte und das alles verändern wird …


Die Geschichte ist in drei Teile unterteilt, wobei der Mittelteil den deutlich längsten und ausführlichsten darstellt. Außerdem wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, am häufigsten in der ich-Form aus Mivs Sicht. Aber auch einige ihrer Verdächtigen kommen zu Wort, allerdings in der Form des allwissenden Erzählers.
Das Buch nimmt außerdem viel Bezug zur realen Vergangenheit, so wurde doch gerade Margaret Thatcher zur Premierministerin des Vereinigten Königreichs gewählt, ist die Buchreihe um die „Fünf Freunde“ von Enid Blyton Mivs Lieblingsgeschichte oder faszinieren sie die James-Bond-Geschichten aufgrund seines Berufs des Spions Aber auch der Ripper ist keine fiktive Figur, trieb dieser Mann doch wirklich über mehrere Jahre sein Unheil in Groß-Britannien.


Wie bereits oben genannt, bezieht sich der Titel des Romans auf Mivs „Buch der seltsamen Dinge“; ein Notizbuch, in das sie ihre Beobachtungen schreibt.
In der Übersetzung des Titels liegt ein minimaler Unterschied vor: Im deutschen ist die Rede von den „seltsamen“ Dingen. Im englischen Original wird das Verb „suspicious“ verwendet, was eher mit „merkwürdig“ übersetzt wird. Im aktuell vorliegenden Fall sind beide Worte allerdings nahezu identisch.


Das Cover ist sehr schön und überwiegend in Blau gehalten. Auf blauem Hintergrund sieht man einen Viererpack Milchflaschen, auf denen ein schwarzer Rabe sitzt. Der Titel des Romans ist in weißen Buchstaben darübergeschrieben. Am obersten Rand finden sich Abdrücke eines Ringbuchs und die rechte Ecke fehlt. Dies stellt vermutlich eine Anspielung auf Mivs Notizbuch dar, wirkt es doch wie eine herausgerissene Seite.
Die Buchstaben des Titels, der Name der Autorin und das Bild des Raben und der Milchflaschen sind dabei besonders hervorgehoben.
Das Buch kommt im Schutzumschlag daher, unter dem Umschlag hat es einen zarten Beigeton. Die Innenseite des Buchdeckels ist vorne und hinten auch jeweils mit blauen Raben verziert.

Obwohl mir das Cover sehr gut gefällt und sich auch mit den Innenseiten viel Mühe gegeben wurde, stellt das Titelbild leider keinen wirklichen Bezug zu der Geschichte dar. Wie bereits erwähnt ist oben eine Anspielung auf das Ringbuch versteckt, aber weder ein Rabe noch Milchflaschen tauchen in der gesamten Story auf. Schade!
(Meine Interpretation zu den Milchflaschen ist, dass diese früher vor die Türen der Häuser in England gestellt wurden, bis dann ein Milchlieferant kam und die leeren Flaschen durch volle ersetzte. Somit könnte es als weitläufigen Bezug zum Vereinigten Königreich verstanden werden.)


Sämtliche Figuren in diesem Roman sind gut ausgearbeitet und man kann sich super in ihr Denken und Handeln hineinversetzen. Der Schreibstil ist flüssig und gegen Ende wird die Handlung zunehmend spannender. Das immerwährende Geheimnis um den Ripper zieht sich wie ein roter Faden durch die Story. Doch auch die Entwicklung speziell von Miv war interessant anzusehen.
Der Roman lässt keine offenen Fragen zurück und selbst das Geheimnis um das Verstummen von Mivs Mutter wird aufgelöst. Interessant war auch, dass alle Personen irgendwie zusammenhängen und die Spurensuche der Mädchen großen Einfluss auf das Leben aller handelnden Personen hatte.


Mir hat die Geschichte von Anfang an super gefallen und ich ging mit den beiden Mädchen gerne auf Spurensuche. Besonders schön fand ich den Bezug zur realen Vergangenheit, dass es den Yorkshire-Ripper tatsächlich gegeben hat. Es ist ein berührender Roman über eine
große Freundschaft zweier Mädchen am Rande des Erwachsenwerdens.


Die Autorin Jennie Godfrey kannte ich vorher nicht und es handelt sich bei der Geschichte um ihren Debütroman. Sie hat eine wundervolle Story aufgeschrieben, die mich sehr erwärmt hat. Sollten ähnliche Geschichten von ihr erscheinen, hätte ich Interesse, diese auch zu lesen.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.