Nur ein Ferrante Abklatsch?
Alice Elliott Darks Roman »Unsere Jahre auf Fellowship Point« wirkt auf den ersten Blick wie die amerikanische Version der erfolgreichen Neapolitanischen Saga der italienischen Autorin Elena Ferrante, die sich bis heute hinter ihrem Pseudonym „versteckt“. Im Mittelpunkt steht ebenfalls eine enge Frauenfreundschaft. Allerdings berichtet Dark nicht von Kindheit und Jugend ihrer Figuren; stattdessen gibt es nur einige Rückblenden in die mittleren Lebensjahre der Protagonistinnen namens Agnes Lee und Polly Wister. Der eigentliche Handlungsrahmen bildet das Leben der beiden Hauptfiguren in ihrem Lebensabend – etwa in dem Alter, in dem sich auch die Autorin selbst befindet.
Schauplatz des Romans ist die titelgebende Halbinsel Fellowship Point in Maine. Seit ihrer Kindheit verbringen die Freundinnen hier jeden Sommer in den Häusern ihrer Familien. Anders als bei Ferrante haben wir es hier mit recht wohlhabenden und erfolgsverwöhnten Protagonistinnen zu tun: Agnes ist eine erfolgreiche Kinderbuchautorin, Polly heiratete einen Philosophieprofessor. Ihre Freundschaft scheint unerschütterlich, wird jedoch nun auf eine harte Probe gestellt, denn vor allem in Agnes Lees Vergangenheit gibt es ein paar schmerzhafte Erinnerungen, die nun an die Oberfläche kommen.
Vielleicht ist es von vornherein falsch, diesen Roman mit Elena Ferrantes opulentem Opus Magnum zu vergleichen, denn bereits im ersten Kapitel wird deutlich, dass »Unsere Jahre auf Fellowship Point« in sämtlichen Belangen unterlegen sein wird. Trotzdem: Ein Umfang von über siebenhundert Seiten ist ambitioniert und darf/muss daher an diesem Anspruch gemessen werden.
Um es auf den Punkt zu bringen: Elena Ferrantes neapolitanische Saga ist für mich ein Meisterwerk und eines der herausragendsten Werke der zeitgenössischen Literatur, und alles, was diese Tetralogie auszeichnet, lässt »Unsere Jahre auf Fellowship Point« schmerzlich vermissen. Elena Ferrante gelingt in ihrem Werk nämlich eine exzellente Milieu- und Charakterstudie; das psychologische Gespür, der flockige und doch nicht trivial wirkende Schreibstil, die politischen und gesellschaftlichen Verwicklungen, die Prüfungen, die der Freundschaft auferlegt werden, die ständigen Aufs und Abs – all das macht ihre Bücher zu einem großen literarischen Ereignis von außergewöhnlicher Tiefe und Reife. Dagegen wirkt »Unsere Jahre auf Fellowship Point« wie das uninspirierte Skript für eine 08/15-Netflixproduktion, vollgeladen mit allerhand Stereotypen, so ehrlich muss man sein. Selbst wenn man diesen Roman nicht mit literarischer Brille liest, sondern unter den Gesichtspunkten eines Unterhaltungsromans bewertet, fällt das Urteil nicht großartig anders aus, denn unterm Strich ist dieser Roman nur selten vergnüglich. Im Gegenteil: Oftmals ist er sehr langatmig, was unter anderem dem eintönigen Schreibstil und den schablonenhaft gezeichneten Charakteren geschuldet ist. Bereits im ersten Kapitel verliert die Autorin ihre Leser mit ellenlangen Beschreibungen über den Alltag einer Schriftstellerin – als könnte sich den nicht jeder selbst ausmalen: Jemand setzt sich an den Schreibtisch und schreibt. Punkt. Mehr gibt es da nicht zu berichten. Ich glaube, dass Autoren, die über Schriftsteller schreiben, es sich zu einfach machen – vielleicht sind sie einfach zu faul, einen anderen Beruf zu recherchieren. Für ein umfangreiches Projekt wie dieses hätte es sich aber auf jeden Fall gelohnt, die Mühe auf sich zu nehmen.
Laut eigenen Angaben hat die Autorin rund siebzehn Jahre an diesem Roman gearbeitet. Das klingt, als hätte sie viel Herzblut hineingesteckt. Davon ist aber nicht viel zu spüren – vieles wirkt lieblos niedergeschrieben, die Charaktere haben keine Tiefe, die Szenen halten sich zu sehr mit Nichtigkeiten auf, die Konflikte sind nicht pointiert genug, es kommen keine Emotionen auf, sodass diese Geschichte alles in allem wenig mitreißend ist.
Ein strengerer Kritiker, als ich es bin, würde die schriftstellerische Leistung dieses Romans sicher mit einer Ein- oder Zwei-Sterne-Bewertung abstrafen – und eine solche Beurteilung könnte ich durchaus nachvollziehen. Aber ich honoriere immer allein schon die Mühe, die jemand auf sich nimmt, einen Roman zu verfassen – denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig und nervenaufreibend das manchmal sein kann. Aus diesem Grund bedenke ich »Unsere Jahre auf Fellowship Point« mit einer wohlwollenden, vielleicht auch etwas geschmeichelten durchschnittlichen Bewertung, die jedoch auch daher rührt, dass der ein oder andere Ansatz, insbesondere in den Rückblenden, durchaus gelungen ist.
Schauplatz des Romans ist die titelgebende Halbinsel Fellowship Point in Maine. Seit ihrer Kindheit verbringen die Freundinnen hier jeden Sommer in den Häusern ihrer Familien. Anders als bei Ferrante haben wir es hier mit recht wohlhabenden und erfolgsverwöhnten Protagonistinnen zu tun: Agnes ist eine erfolgreiche Kinderbuchautorin, Polly heiratete einen Philosophieprofessor. Ihre Freundschaft scheint unerschütterlich, wird jedoch nun auf eine harte Probe gestellt, denn vor allem in Agnes Lees Vergangenheit gibt es ein paar schmerzhafte Erinnerungen, die nun an die Oberfläche kommen.
Vielleicht ist es von vornherein falsch, diesen Roman mit Elena Ferrantes opulentem Opus Magnum zu vergleichen, denn bereits im ersten Kapitel wird deutlich, dass »Unsere Jahre auf Fellowship Point« in sämtlichen Belangen unterlegen sein wird. Trotzdem: Ein Umfang von über siebenhundert Seiten ist ambitioniert und darf/muss daher an diesem Anspruch gemessen werden.
Um es auf den Punkt zu bringen: Elena Ferrantes neapolitanische Saga ist für mich ein Meisterwerk und eines der herausragendsten Werke der zeitgenössischen Literatur, und alles, was diese Tetralogie auszeichnet, lässt »Unsere Jahre auf Fellowship Point« schmerzlich vermissen. Elena Ferrante gelingt in ihrem Werk nämlich eine exzellente Milieu- und Charakterstudie; das psychologische Gespür, der flockige und doch nicht trivial wirkende Schreibstil, die politischen und gesellschaftlichen Verwicklungen, die Prüfungen, die der Freundschaft auferlegt werden, die ständigen Aufs und Abs – all das macht ihre Bücher zu einem großen literarischen Ereignis von außergewöhnlicher Tiefe und Reife. Dagegen wirkt »Unsere Jahre auf Fellowship Point« wie das uninspirierte Skript für eine 08/15-Netflixproduktion, vollgeladen mit allerhand Stereotypen, so ehrlich muss man sein. Selbst wenn man diesen Roman nicht mit literarischer Brille liest, sondern unter den Gesichtspunkten eines Unterhaltungsromans bewertet, fällt das Urteil nicht großartig anders aus, denn unterm Strich ist dieser Roman nur selten vergnüglich. Im Gegenteil: Oftmals ist er sehr langatmig, was unter anderem dem eintönigen Schreibstil und den schablonenhaft gezeichneten Charakteren geschuldet ist. Bereits im ersten Kapitel verliert die Autorin ihre Leser mit ellenlangen Beschreibungen über den Alltag einer Schriftstellerin – als könnte sich den nicht jeder selbst ausmalen: Jemand setzt sich an den Schreibtisch und schreibt. Punkt. Mehr gibt es da nicht zu berichten. Ich glaube, dass Autoren, die über Schriftsteller schreiben, es sich zu einfach machen – vielleicht sind sie einfach zu faul, einen anderen Beruf zu recherchieren. Für ein umfangreiches Projekt wie dieses hätte es sich aber auf jeden Fall gelohnt, die Mühe auf sich zu nehmen.
Laut eigenen Angaben hat die Autorin rund siebzehn Jahre an diesem Roman gearbeitet. Das klingt, als hätte sie viel Herzblut hineingesteckt. Davon ist aber nicht viel zu spüren – vieles wirkt lieblos niedergeschrieben, die Charaktere haben keine Tiefe, die Szenen halten sich zu sehr mit Nichtigkeiten auf, die Konflikte sind nicht pointiert genug, es kommen keine Emotionen auf, sodass diese Geschichte alles in allem wenig mitreißend ist.
Ein strengerer Kritiker, als ich es bin, würde die schriftstellerische Leistung dieses Romans sicher mit einer Ein- oder Zwei-Sterne-Bewertung abstrafen – und eine solche Beurteilung könnte ich durchaus nachvollziehen. Aber ich honoriere immer allein schon die Mühe, die jemand auf sich nimmt, einen Roman zu verfassen – denn ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig und nervenaufreibend das manchmal sein kann. Aus diesem Grund bedenke ich »Unsere Jahre auf Fellowship Point« mit einer wohlwollenden, vielleicht auch etwas geschmeichelten durchschnittlichen Bewertung, die jedoch auch daher rührt, dass der ein oder andere Ansatz, insbesondere in den Rückblenden, durchaus gelungen ist.