Vor allem eine Liebeserklärung an Irland!

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leseratte_vorablesen Avatar

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Der Klappentext verspricht: EINE LIEBE SO STÜRMISCH WIE DER OZEAN
Ganz so euphorisch kann ich das Buch leider nicht bewerten..
Mit seinem Roman nimmt uns der Autor mit auf eine Reise nach Irland. Mit derartig detaillierten Beschreibungen schildert er Land und Leute so lebhaft, dass man das Buch als eine Hommage an Irland sehen kann. Ich war selbst mehrfach in Irland und habe mich sofort dorthin zurückversetzt gefühlt. In dieser Hinsicht ist das Buch wirklich gelungen.
Anders geht es mir leider mit den eigentlichen Hauptpersonen: der Amerikanerin Kate Moreton, die wegen ihrer Dissertation zu Studienzwecken nach Irland kommt, und der Irländer Ozzie, der ebenfalls amerikanische Wurzeln hat und als Soldat im Afghanistankrieg Schlimmes erlebt hat, bevor er nach Irland zurückkehrte und Fischer wurde..
Mir fehlte einfach der Zugang zu den beiden Protagonisten, die für mich weniger wie Erwachsene als wie Teenager im ersten Hormonrausch agieren.
Kate ist eine etwas sperrige und zurückhaltende Persönlichkeit, die nach außen meist wenig gewinnend auftritt. Aus ihrer Sicht wird die Geschichte erzählt. Dennoch kann man sich nicht so recht in sie hineinversetzen. Als sie auf Ozzie trifft und die Anziehungskraft spürt, stellt sie als Erstes die Stacheln auf und agiert wie eine 15jährige. Die beiden zanken und streiten wie hormongesteuerte Teenager.
Über Ozzie erfährt man eigentlich bis zum Schluss nichts Wirkliches. Warum er so handelt und sich weder Kate anvertraut noch sich anders den persönlichen Dämonen seiner Vergangenheit stellt, wird nicht wirklich klar.
Die Entwicklung der Liebesbeziehung der beiden erfolgt, als ob man einen Schalter umlegen würde - erst streiten sie, dann landen sie im Bett - für mich stand mehr die körperliche Anziehung der beiden im Vordergrund als eine echte emotionale Beziehung. Kate betont selbst immer wieder, dass sie nichts von Ozzie weiß, sie bemüht sich aber auch nicht weiter darum und verfolgt nur ihre wissenschaftlichen Arbeiten.
Warum man auf dieser Basis beschließt, zu heiraten, richtig amtlich, ist mir ein Rätsel.
Es kommt, wie es aus meiner Sicht kommen musste, beim ersten Problem, wirft Kate hin und kehrt nach Amerika zurück. Hier hatte ich das Gefühl, sie agiert noch unreifer als bei der überstürzten Hochzeit - von wegen in guten wie in schlechten Tagen... Es wirkt, als ob sie das Irland-Intermezzo kurz von ihrer wissenschaftllichen Karriere abgehalten hätte und sie nun zu ihren eigentlichen Zielen zurückkehrt.
Warum sie dann aber über Ozzies angeblichen Unfalltod so entsetzt ist und wiederum alles in einer Nacht und Nebel Aktion daran setzt, Ozzies Verbleib zu klären und auf seinen Spuren zu wandeln, kann ich leider ebensowenig nachvollziehen.
Das Ende wirkt für mich ebenfalls ein wenig gekünstelt.
Alles in allem für Irlandfans eine Leseempfehlung, als reine Liebesgeschichte für mich leider nicht überzeugend!