Ein Buch wie ein Bild

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lisakira Avatar

Von

Das Buch ist kurz - ich habe es in zwei Zügen durchgelesen.

Man steigt direkt in die Geschichte ein und wird am Ende auch direkt aus ihr entlassen. Es gibt kein Geplänkel drumherum, keine Erläuterungen, Reflexionen, Metaphern, ... es gibt nur Beschreibungen und Dialog. Dadurch werden sehr lebhafte und sehr schöne Bilder vor dem inneren Auge gezeichnet.

Das amerikanische Hinterland Colorados mit seiner gewaltigen Natur und kleinstädtischen Beschaulichkeit lassen sich leicht imaginieren und wecken eine gewisse Sehnsucht... Zum Leben als junger Mensch in der Großstadt bietet dieses Buch den perfekten Gegenentwurf - und ist dabei sehr glaubwürdig. Die beiden Protagonisten im Rentenalter tragen eine Abgeklärtheit und Gelassenheit in sich, die man sich selbst mal zu erreichen wünscht, denn sie ermöglicht den beiden eine Kommunikation, die von Anfang an völlig ehrlich und offen ist.

Angesichts der Kürze und des Erzählstils dringt der Autor zu großen Themen wie den im Titel angesprochenen Seelen aber meines Erachtens weniger vor; eine Identifizierung mit den Charakteren ist nur in geringem Maße möglich. Stattdessen bleibt man ein außenstehender Beobachter, ein Voyeur sozusagen, und das ist hochinteressant und hinterlässt schöne Bilder von abgeernteten Weizenfeldern in der Julisonne, mit Campingsachen beladenen Pick-Ups, klaren Bergbächen und schattigen Veranden im Kopf, jedoch gerade angesichts des aus meiner Sicht etwas schalen Endes keine starken Spuren im Herzen.