Ein Mittel gegen die Einsamkeit

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takabayashi Avatar

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Eines Tages klingelt die siebzigjährige verwitwete Addie Moore bei ihrem ebenfalls verwitweten Nachbarn Louis Waters und macht ihm einen ungewöhnlichen Vorschlag: da sie beide schon viel zu lange allein seien, wolle sie ihn bitten, bei ihr zu übernachten und mit ihr zu reden. Es gehe ihr nicht um Sex, sondern darum, die Nacht zu überstehen. Es gemütlich und warm zu haben. Zusammen im Bett zu liegen, die ganze Nacht. Denn die Nächte seien am schlimmsten.
Louis bittet sich etwas Bedenkzeit aus, ruft aber Addie am nächsten Tag an und besucht sie am selben Abend, um die Nacht bei ihr zu verbringen. Sie unterhalten sich lange. Dann schläft Addie ein, doch er ist ziemlich aufgeregt und kann nicht schlafen, auch wenn er sich bei ihr wohl fühlt. Am frühen Morgen geht er nach Hause, fühlt sich aber krank, so dass er Addie anruft und für die kommende Nacht absagt. Auf sie wirkt das wie eine Ausrede.
Als es ihm am nächsten Tag noch schlechter geht, lässt er sich untersuchen und wird mit einer Harninfektion ins Krankenhaus eingewiesen. Addie hat er nicht benachrichtigt, aber nachdem sie herausgefunden hat, wo er ist, besucht sie ihn im Krankenhaus. Und beide versichern sich, dass sie das Experiment fortführen wollen, sobald er wieder gesund ist.
Von da an verbringen sie regelmäßig die Nächte beieinander und erzählen sich von ihrem Leben. Addies Sohn Gene, der in der Großstadt lebt, bringt seinen Sohn Jamie zu seiner Mutter, als seine Frau ihn verlassen hat. Der kleine Junge ist ziemlich verstört, aber Addie und Louis kümmern sich liebevoll um ihn, so dass er allmählich Zutrauen zu ihnen fasst und sich wohlzufühlen beginnt. Besonders Louis hat immer wieder gute Einfälle, z.B. hat er die Idee, aus dem Tierheim einen Hund für den Kleinen zu besorgen, der auch prompt zu dessen bestem Freund wird. Die drei machen Ausflüge, Picknicks etc. und genießen diese harmonische gemeinsame Zeit.
Die Dorfbewohner zerreissen sich kurzzeitig die Mäuler über diese "unmoralische Affäre", beruhigen sich aber bald wieder. Wirklich harter Widerstand kommt dann erst von Gene, als er Jamie nach ein paar Wochen wieder abholt und dann erst mitkriegt, dass Addie und Louis eine Beziehung haben.
Ein kurzer Roman aus dem ländlichen Amerika, in dem zwei alte Leute die Grenzen der Konvention überschreiten und ihr Leben dadurch wieder interessanter und erfreulicher gestalten. Eine schöne Idee. Der Wermutstropfen ist Addies eigener Sohn, der sich als Moralapostel aufspielt und seine Mutter unter Druck setzt, anstatt sich darüber zu freuen, dass es ihr gut geht.
Das Buch ist schnell gelesen, die beiden Protagonisten sind sympathisch, hinterlassen allerdings keinen bleibenden Eindruck, und ich blieb als Leser eher distanzierter Beobachter. Das etwas traurige Ende, das ich so nicht erwartet hatte, hat mich etwas enttäuscht - ich finde, es passt nicht zu dem Rest der Geschichte.