Lieber gemeinsam statt einsam

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tsubame Avatar

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Eine kleine, nette und lebensbejahende Geschichte verbirgt sich hinter dem Titel "Unsere Seelen bei Nacht"des amerikanischen Schriftstellers Kent Haruf.

Addie Moore und Louis Walters sind seit ewigen Zeiten Nachbarn, kennen sich aber nur flüchtig und sind beide seit Jahren verwitwet. Eines Tages klingelt Addie bei Louis an der Tür und fragt ihn unverblümt, ob er nicht abends zu ihr kommen könne, um bei ihr zu übernachten und mit ihr zu reden. Addie ist einsam und vermutet, dass es Louis ebenso geht.
Was zunächst etwas unbeholfen und hölzern beginnt, entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einem liebgewonnenen Ritual, von den anderen Kleinstädtern zunächst misstrauisch beäugt, z.T. aber auch beneidet und bewundert.
Als Addies Sohn Gene, der in einer ernsten Ehekrise steckt, seinen Sohn für unbestimmte Zeit bei seiner Mutter abgibt, nehmen sich die beiden Alten des Jungen an, trösten ihn über seine Albträume hinweg, unternehmen Ausflüge mit ihm und besorgen ihm einen besten Freund in Form einer ebenfalls leicht lädierten Hündin aus dem Tierheim.
Doch das Glück währt nicht lange, denn Genes Sohn missfällt die Beziehung seiner Mutter zu Louis ...

Obwohl die Geschichte luftig leicht geschrieben ist, spricht sie doch ein wichtiges Thema an: das selbstbestimmte Leben jenseits der 70 ...
Für Kinder mitunter schwer zu verstehen, die das Andenken ihrer Eltern am liebsten schon zu Lebzeiten in Stein meißeln würden, haben auch die Älteren ein Recht darauf, sich neu zu verlieben, 'Dummheiten' zu begehen und das Leben zu genießen. Obwohl ich mir nur schwer vorstellen kann, dass man sich mit 70 so unbeschwert einen doch relativ fremden Mann mit ins Bett nehmen würde, hat die Geschichte Charme und ist die Senioren-Variante der zugrunde liegenden Idee "Zusammen ist man weniger allein".