Wunderschönes Plädoyer für Mut und Toleranz!

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Auf knapp 200 Seiten erzählt Kent Haruf eine ungewöhnliche und sehr berührende Geschichte. Addie und Louis sind Nachbarn, verwitwet und beide sehr einsam. Obwohl sie sich nicht besonders gut kennen, kommt Addie eines Tages zu Louis und schlägt ihm vor, die einsamen Nächte gemeinsam zu verbringen.
Natürlich bleibt das in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt nicht unbemerkt und über den ersten Tratsch und die Anfeindungen setzen sich beide souverän hinweg. Sie genießen die gemeinsamen Stunden, den Gedankenaustausch und später auch die Ausflüge mit Addies Enkel. Problematisch wird es erst, als die Kinder der beiden sich einmischen und mit Unverständnis und Ablehnung reagieren.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Kent Harufs ungewöhnlichem Schreibstil – er verwendet keine Anführungszeichen bei der direkten Rede – hat mich dieses bezaubernde Buch restlos in seinen Bann gezogen. Es ist ein wunderschönes Plädoyer, sich auch in hohem Alter für sein eigenes Glück über gesellschaftliche Grenzen hinwegzusetzen.
Gleichzeitig klagt es jene an, die mit Intoleranz auf ungewöhnliche, aber niemandem schadende Lebensentwürfe reagieren. Und am allerwenigsten haben Kinder das Recht, ihren Eltern vorzuschreiben, wie diese zu leben haben.
Es wäre schön, wenn mehr Menschen auch im realen Leben im Alter den Mut hätten, so wie Addie und Louis ihre unfreiwillige Isolation aufzugeben. Dann würde das Alter für viele Menschen einen Teil seines Schreckens verlieren.

Ein absolut lesenswertes Buch, das lange nachhallt.