Bitte, bitte: nicht wieder Rechtfertigung des Täterverhaltens!

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laberlili Avatar

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Ich hatte zunächst gemutmaßt, dass der Protagonist womöglich deswegen unsichtbar sei, weil er bereits tot wäre, von daher war es schon ein wenig überraschend, als er recht frühzeitig seinen gegenwärtigen Krankenhausaufenthalt erwähnte - wobei ich nach der Leseprobe nun immer noch nicht ausschließen wollen würde, dass er zwar suizidal war, tatsächlich aber von "MM" ins Koma geprügelt worden ist und nun eben doch aus einer Art Zwischenwelt/Trance heraus seine Geschichte erzählt.
Im Vorfeld hatte ich nicht damit gerechnet, dass mich der Anfang dieses Buches sonderlich überzeugen würde; ich dachte, der Text würde bestimmt wieder das typische Schema eines Jugendromans rund um Mobbing verfolgen und mehr "von außen" erzählen, da hat es mich schon sehr positiv überrascht, dass dem Seelenleben und den Gedankenspielen der Figuren hier so viel Raum gegeben wird und die Geschichte nicht einfach nur ein Geschehen beschreibt.
Der Erzählstil gefällt mir sehr, sehr gut; mein einziger Wehmutstropfen besteht wirklich darin, dass der Person, bei der es sich wohl offensichtlich um den Mobber handelt, hier gleich wieder "eine schwere Kindheit" und ein schwieriges Elternhaus angedichtet wird und der Romananfang für mich zu sehr danach klingt als müsse man aber auch einfach mal Verständnis für seine Wut und seine Angriffe auf Andere haben. Das lässt mich ein bisschen eine Täter-Opfer-Umkehr befürchten - und darauf hoffen, dass mich der restliche Text in dieser Hinsicht doch noch eines Besseren belehren würde.