Mit dem Stil nicht klar gekommen

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Das Thema "Mobbing" ist heikel. Ich denke, so ziemlich jeder hat seine Erfahrungen damit gemacht - und egal, ob man Opfer, Täter oder Zuschauer war, es ist immer unangenehm sich damit auseinandersetzen.
Aber um so wichtiger.

Mit dieser Note kommt auch Eloy Morenos "Unsichtbar" daher.

Ein Junge, dessen Leben durch eine kleine Gegebenheit eine große Wendung nimmt, und fortan ein Leben voller Angst und Scham führen muss.
Mit Kleinigkeiten geht es los; kleine Demütigungen in der Schule, die sich mehren und immer größere Kreise ziehen.
Bis hin, bis dieser Junge sich sehnlichst Superkräfte wünscht und diese sogar bekommt. Er wird unsichtbar. Doch das rettet ihn nicht vor einem großen Unglück.

Natürlich wird der Junge nicht wirklich unsichtbar. Aber man muss kein Genie sein, um zu begreifen was hiermit gemeint ist.
Die Idee finde ich super - allgemein die Idee des Buches.
...doch leider nicht super umgesetzt.

Ich hatte ganz große Probleme damit, dass der Autor unheimlich mit Namen geizt. Ich glaube, insgesamt werden im Laufe des Buches gerade mal drei Menschen Namen geschenkt - der Schwester des Protagonisten, sowie den beiden besten Freunden. Aber der unsichtbare Junge bleibt die kompletten 330 Seiten Namenlos. Alle anderen ebenso.
Dadurch fiel es mir ungemein schwer eine stärkere Bindung aufzubauen. Natürlich, ich empfand viel Mitleid, war traurig und berührt; doch da wäre mehr drin gewesen..

Ebenso empfand ich es als anstrengend, dass mal aus der Erzählperspektive über den Jungen berichtet wird, dann und wann der Junge sich selbst aber zu Wort meldet und das Kapitel aus der Ich-Perspektive erzählt. Das riss mich aus meinem Lesefluss.
Hier und da findet man auch mal Kapitel aus anderen Perspektiven, was interessant ist - aber eben durch das bereits erwähnte Einsparen von Namen auch etwas mühselig. Stattdessen beschreibt Moreno seine Figuren mit wiederkehrenden Adjektiven.. Nee, das war hier einfach nicht meins.
Genauso wenig wie die Verweise zu den Superkräften. Da fehlte mir der Draht.

Dafür sind die wirklich kurz gehaltenen Kapitel ein Garant dafür, dass man schnell durch die Geschichte rast: jedes Kapitel umfasst im Schnitt ein bis drei Seiten; da kann man schwer aufhören und ich war binnen eines Tages mit "Unsichtbar" durch.

Der Stil hat mir also weniger gefallen, dafür aber das Thema.
Es wird deutlich, wie belastend Mobbing ist. Wie schnell es losgehen kann und welche Kreise einzelne Taten mit sich ziehen. Das hat der Autor super hinbekommen und selbst mich auf meine alten Tage nochmal (wieder) sensibilisiert. Auch wenn ich schon lange kein Teenager mehr bin, wurde mir bewusst wie wichtig es ist nicht wegzuschauen. Nicht nur die Täter sind Monster, sondern auch all jene, die wegsehen.. und Mobbing ist ja bekanntlich nicht nur unter Schülern verbreitet..
Für die Zielgruppe ist dieses Buch wunderbar geeignet und würde sich sogar sehr als Schullektüre eignen. Da wäre ich ganz begeistert (gewesen).