Drei Frauen am Stettiner Haff

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Tanja Weber schildert in ihrem Roman drei verschiedene Frauenschicksale in verschiedenen Zeiten, die sich am selben Ort zutragen. Die vierzehnjährige Gine muss in den 1930ern zum Landjahr ans Stettiner Haff. Neben der schweren Arbeit sollen aus den Mädchen gute deutsche Frauen werden. Ende der 1970er lebt die Schwiegermutter der jungen Mutter Sigrun am Stettiner Haff. Im Heute begleiten die Lesenden die Ärztin Nina aus Berlin, die nach einem Burnout Ruhe und Erholung in der ländlichen Abgeschiedenheit sucht.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Die Schilderungen der Frauen, ihrer Erfahrungen und der Umstände sind sehr eindringlich formuliert. Alle drei Frauen sind sympathisch dargestellt. Die emotionalen Beschreibungen ihrer Gedanken sind sehr gut gelungen: die erdrückende Last des Burnouts, die einengenden Zustände in der DDR, die politische Indoktrination der Nazis. In beiden Erzählsträngen in der Vergangenheit wird die Angst vor Verrätern im eigenen Umfeld thematisiert. Es entsteht beim Lesen eine drückende Stimmung, die sich durch die gesamte Lektüre zieht und sich bis zum Ende hin nicht verliert. Die drei Handlungsebenen unterscheiden sich sehr stark und doch verknüpft die Autorin die Geschichten mit einem losen Band. Indirekt verfolgen die Ereignisse die lokal ansässige adlige Familie von ihrer Blütezeit zu ihrem Untergang und liefern einen groben Abriss der deutschen Geschichte über einen Zeitraum von knapp 100 Jahren.

Ein sehr intensives Buch, das in leisen Tönen von den Schicksalen dreier bemerkenswerter Frauen berichtet.