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miriam Avatar

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Franka ist Referendarin und besucht mit ihrer Klasse den NSU-Prozess. Mit dabei ist ihre WG-Mitbewohnerin Hannah, die Gerichtsreporterin ist. Der Prozess bringt Frankas verdrängte Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit und ihre Taten damals zutage. Sie macht sich auf die Reise in ihre damalige Heimat. Dort angekommen, erinnert sie sich an die Zeit mit ihrer dementen Großmutter, im Dorf nur die Fuchsin genannt, und das ambivalente Verhältnis zu ihr. Die Erinnerungen an den während ihrer Grundschulzeit verstorbenen Vater kommen wieder. Dann war da noch Leon, den Franka eigentlich mochte, der sie aber auch nicht so akzeptieren konnte, wie sie war.
In ihrer früheren Heimat kommt sie durch Jule, Ihrer Tante, einem Familiengeheimnis auf die Spur, dass ihr Lebenskonzept erschüttert und sie zwingt, sich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Die Erzählweise pendelt zwischen Frankas gegenwärtiger Realität und den Erinnerungen an damals. Sie fühlte sich einsam, von der Mutter nicht verstanden und nicht gesehen, in der Schulklasse nicht integriert, vom Geschichtslehrer vorgeführt und nirgends richtig zugehörig. Das ändert sich, als sie Patrick und Janna kennenlernt, die ihre neuen „Freunde“ werden. Bei den Aktionen der Gruppe beschleichen sie dennoch immer wieder Zweifel. Trotzdem merkt Franka nicht, dass sie durch Patrick und Janna immer weiter in die rechte Szene gleitet.
Ein sehr aktuelles Thema zwischen Jugend, Wut und Frustration, die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und dunkle Familiengeheimnisse der Vergangenheit, die bis in die heutige Zeit hineinreichen und Generationen belasten.
Das Buch kann man als politische Botschaft lesen, ohne belehrend zu wirken. Es ist aber auch allein aufgrund seines literarischen Erzählens lesenswert. Der erzählte Wechsel zwischen Frankas Erinnerungen und ihrer Realität erfordert an einigen Stellen Konzentration, ist aber ein Kunstgriff, der das Buch unterhaltsam und lesenswert macht.
Am Anfang hatte ich meine Zweifel, ob das Buch für mich interessant ist. Den Klappentext mit dem Text auf der Buchrückseite zu verbinden, fiel mir schwer. Jetzt bin ich froh, das Buch gelesen zu haben.
Das Titelbild, der Titel und die Farbgebung des Umschlags haben sich mir erst auf den zweiten Blick erschlossen. Das Coverbild erinnerte mich erst an ein Naturbuch und sprach mich auch aufgrund der Farben nicht an. Aber: Der Fuchs steht nicht nur für Verwegenheit und List, sondern auch für die Fuchsin, Frankas Großmutter. Die in Brauntönen gehaltene Farbgebung gibt Hinweise auf den Wald und den Schlamm der Himmelsweiher, die Weiher mit denen Franka Heimat verbindet. Die Farbgebung des Covers gibt nicht zuletzt auch ein Hinweis auf die rechte Szene. Den Titel Unter Grund schließlich kann man auf die Geheimnisse von Frankas Familie beziehen, auf die Karpfen in den Himmelsweihern in Frankas Heimat, Frankas Anschluss an eine verdeckte Gruppe, sowie verschüttete Erinnerungen an die Vergangenheit.