Beklemmend, aber auch sehr fesselnd!
Das Cover von „Unter Grund“ hätte mich nicht unbedingt dazu gebracht, nach dem Buch zu greifen. Umso glücklicher bin ich, dass ich dennoch den Klappentext gelesen habe – denn dieser hat, insbesondere im Kontext der aktuellen politischen Entwicklungen, mein Interesse geweckt.
Franka Zimmermann, Referendarin, begleitet ihre Klasse zu einem Prozesstag im NSU-Verfahren. Als ein Schüler Beate Zschäpe als „Nazi-Schlampe“ bezeichnet, wird Franka abrupt in ihre eigene Jugendzeit in einem kleinen fränkischen Dorf zurückversetzt. Erinnerungen an Ereignisse, die sie am liebsten vergessen würde, drängen sich auf. Doch sie spürt, dass es an der Zeit ist, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, damit sie wieder nach vorne blicken kann.
Dieses Buch ist keine leichte Kost – definitiv nichts, das man einfach nur zur Unterhaltung liest oder weil es ein gutes Gefühl vermittelt. Im Gegenteil, ich habe es mit einem beklemmenden Gefühl und einer gewissen Portion Mitleid für Franka gelesen. Die Autorin zeigt eindrucksvoll, wie ihre Protagonistin in die rechte Szene hineingeraten ist und wie schnell so etwas geschehen kann. Man merkt auch, dass Franka zunächst keine treibende Kraft, sondern eher Mitläuferin war und wie sich das sehr schnell geändert hat. Mir stellte sich die Frage, ob sie sich mit einem stabilen familiären Umfeld oder einem anderen gefestigten Freundeskreis womöglich gar nicht so sehr an Patrick und Janne orientiert und angeschlossen hätte. Sie findet mit den beiden das ersehnte Gemeinschaftsgefühl, macht aber auch viele unschöne Erfahrungen.
„Als Krankenschwester wusste sie, wie man Jugendliche mit Alkoholvergiftung behandelte. Man ließ sie in ihrer eigenen Kotze schlafen, damit sie sich am Morgen vor sich selbst ekelten. Als stünde, denkt Franka, der Ekel vor sich selbst am Ende und nicht am Anfang des Exzesses.“
„Franka hatte sich noch nie so sehr wie in diesem Moment gewünscht, jemand zu sein, der sich nicht vor dem Alleinsein fürchtete. Dass sie einfach aufstehen und gehen würde.“
Besonders fesselnd fand ich auch die Einblicke in Frankas Kindheit: den frühen Verlust ihres geliebten Vaters, das eher distanzierte Verhältnis zur Mutter und die Beziehung zur Großmutter, der Fuchsin, die das später enthüllte Familiengeheimnis zeitlebens für sich behalten hat.
Der Schreibstil ist bildhaft und atmosphärisch, die detailreiche Beschreibungen und starke Metaphern haben mir gut gefallen. Anfangs musste ich mich ein wenig in die langen, zum Teil etwas verschachtelten Sätze einlesen, bin dann aber in einen guten Lesefluss gekommen.
Hilfreich fand ich auch den Glossar am Ende des Buches, in dem unter anderem der Ursprung verwendeter rechtsextremistischer Zitate und Lieder erläutert wird.
„Unter Grund“ ist ein lesenswerter Roman über eine junge Frau, die sich nach Jahren des Verdrängens mit ihre rechtsextremen Vergangenheit und der eigenen Familiengeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzt.
Franka Zimmermann, Referendarin, begleitet ihre Klasse zu einem Prozesstag im NSU-Verfahren. Als ein Schüler Beate Zschäpe als „Nazi-Schlampe“ bezeichnet, wird Franka abrupt in ihre eigene Jugendzeit in einem kleinen fränkischen Dorf zurückversetzt. Erinnerungen an Ereignisse, die sie am liebsten vergessen würde, drängen sich auf. Doch sie spürt, dass es an der Zeit ist, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, damit sie wieder nach vorne blicken kann.
Dieses Buch ist keine leichte Kost – definitiv nichts, das man einfach nur zur Unterhaltung liest oder weil es ein gutes Gefühl vermittelt. Im Gegenteil, ich habe es mit einem beklemmenden Gefühl und einer gewissen Portion Mitleid für Franka gelesen. Die Autorin zeigt eindrucksvoll, wie ihre Protagonistin in die rechte Szene hineingeraten ist und wie schnell so etwas geschehen kann. Man merkt auch, dass Franka zunächst keine treibende Kraft, sondern eher Mitläuferin war und wie sich das sehr schnell geändert hat. Mir stellte sich die Frage, ob sie sich mit einem stabilen familiären Umfeld oder einem anderen gefestigten Freundeskreis womöglich gar nicht so sehr an Patrick und Janne orientiert und angeschlossen hätte. Sie findet mit den beiden das ersehnte Gemeinschaftsgefühl, macht aber auch viele unschöne Erfahrungen.
„Als Krankenschwester wusste sie, wie man Jugendliche mit Alkoholvergiftung behandelte. Man ließ sie in ihrer eigenen Kotze schlafen, damit sie sich am Morgen vor sich selbst ekelten. Als stünde, denkt Franka, der Ekel vor sich selbst am Ende und nicht am Anfang des Exzesses.“
„Franka hatte sich noch nie so sehr wie in diesem Moment gewünscht, jemand zu sein, der sich nicht vor dem Alleinsein fürchtete. Dass sie einfach aufstehen und gehen würde.“
Besonders fesselnd fand ich auch die Einblicke in Frankas Kindheit: den frühen Verlust ihres geliebten Vaters, das eher distanzierte Verhältnis zur Mutter und die Beziehung zur Großmutter, der Fuchsin, die das später enthüllte Familiengeheimnis zeitlebens für sich behalten hat.
Der Schreibstil ist bildhaft und atmosphärisch, die detailreiche Beschreibungen und starke Metaphern haben mir gut gefallen. Anfangs musste ich mich ein wenig in die langen, zum Teil etwas verschachtelten Sätze einlesen, bin dann aber in einen guten Lesefluss gekommen.
Hilfreich fand ich auch den Glossar am Ende des Buches, in dem unter anderem der Ursprung verwendeter rechtsextremistischer Zitate und Lieder erläutert wird.
„Unter Grund“ ist ein lesenswerter Roman über eine junge Frau, die sich nach Jahren des Verdrängens mit ihre rechtsextremen Vergangenheit und der eigenen Familiengeschichte zur Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzt.