Ein Blick auf den gefährlichen Weg in den Extremismus

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pina_alina Avatar

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Annegret Liepolds Debütroman „Unter Grund“ bietet einen erschütternden Einblick in den Weg der jungen Franka, die sich durch eine Kombination aus Frust, Einsamkeit und der Suche nach Zugehörigkeit in die Fänge der rechtsextremen Szene begibt. Der Roman verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, wie leicht Jugendliche in ein gefährliches Umfeld abrutschen können, in dem Gewalt und Hass die einzigen Antworten auf ihre Probleme zu sein scheinen.

Die Geschichte wechselt zwischen der Gegenwart, in der Franka als Referendarin im NSU-Prozess arbeitet, und ihrer Jugend, die von der Fußball-WM der Nullerjahre und dem Eintritt in eine Neonazi-Gruppe geprägt war. Die Erzählstruktur mit Zeitsprüngen und Rückblenden baut ein tiefes Verständnis für die Entwicklung von Frankas Gedankenwelt und ihrer radikalisierten Einstellung auf. Besonders überzeugend ist die Art, wie Liepold verschiedene Generationen und ihre unbewussten Verstrickungen in den Rechtsextremismus miteinander verknüpft. Das Buch vermittelt nicht nur die persönlichen Erlebnisse einer isolierten jungen Frau, sondern stellt auch die gesellschaftlichen Bedingungen und die tief verwurzelte Problematik von Antisemitismus, Rassismus und sexueller Gewalt dar. Es wird klar, wie der Weg in den Extremismus oft von einem Mangel an echten Bindungen und einem tiefen Bedürfnis nach Anerkennung geprägt ist – und wie leicht es ist, in eine solche Welt abzurutschen.

Die Autorin nutzt eine klare, manchmal beinahe poetische Sprache, um diese schwierigen Themen anzusprechen, ohne die Härte der Realität zu beschönigen. Es ist ein Buch, das unbequem ist, aber gerade deshalb notwendig. Die schmerzhafte Authentizität des Romans lässt einen nicht los und fordert dazu auf, genau hinzusehen – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene.