Gelungenes Debüt!
Auf Unter Grund von Annegret Liepold bin ich wegen des mega Covers aufmerksam geworden. Aber ich kann euch versichern: da steckt auch ein richtig gutes Buch dahinter.
Wir begleiten Franka auf zwei Zeitebenen: als Jugendliche im Jahr 2006 und als Referendarin zur Zeit der NSU-Prozesse etwa 12 Jahre später. Wir erfahren, dass sie als Teenager immer tiefer in die rechte Szene abgleitet und vor allem erfahren wir auch, wieso und wie das passiert. Ich will gar nicht zu viel vorwegnehmen, aber der Roman führt vor Augen, dass es gar nicht immer unbedingt die Fremdenfeindlichkeit ist, die Menschen in rechtsradikale Gruppierungen treibt. Selbstverständlich entschuldigt dies in keinster Weise die verübten Straf- und Gewalttaten, aber es macht deutlich, wie schnell der Weg gehen kann: von dem Mädchen, das sich für den Naturschutz engagiert zu dem Mädchen, das antisemitische Straftaten begeht, sind es gerade mal ein paar Monate (und einige Schnäpse und Enttäuschungen).
Die Aufarbeitung der eigenen und familiären Vergangenheit und die Konfrontation mit unbequemen Wahrheiten ist auch Thema des Buches. Hier gelingt es der Autorin gut, die Notwendigkeit einer ehrlichen Auseinandersetzung damit aufzuzeigen, ohne dabei jedoch anklagend zu sein. Generell gefällt mir der Ton des Buches sehr gut, denn es wird zwar nichts beschönigt, aber eben auch nicht eindimensional dargestellt. Und so erschreckend es auch zunächst sein mag: irgendwie kann man Frankas Entwicklung nachvollziehen. Die unaufdringliche, aber trotzdem überzeugende Sprache unterstützt hier die Fokussierung auf den Inhalt, und hilft gleichzeitig dabei, dass sich das Buch wunderbar zügig lesen lässt. Ich habe lediglich zwei klitzekleine Kritikpunkte an diesem insgesamt wirklich gelungenen Buch: manchmal fand ich die Zeitsprünge etwas verwirrend und habe ein paar Sätze gebraucht, mich zu orientieren; und ich fand es ein bisschen schade, dass wir über die Zeit zwischen den beiden Zeitebenen nichts erfahren.
Dennoch ist es ein tolles Debut, das hochaktuell ist und zum Nachdenken anregt – auch auf ganz persönlicher Ebene. Ich habe zum Beispiel einiges mit der Protagonistin gemeinsam: ich bin in unmittelbarer Nähe zu ihr aufgewachsen (zumindest bis zu meinem Umzug in ein oberfränkisches Dorf mit mehr Kühen als Einwohner:innen), in den Nullerjahren erwachsen geworden, und habe Lehramt studiert. Hier hören die Parallelen zum Glück auf. Und jetzt überlege ich, ob das vielleicht wirklich einfach Glück war. Natürlich möchte ich von mir behaupten, dass ich unter gar keinen Umständen in die rechte Szene abgedriftet wäre. Aber das Buch zeigt eindrücklich, wie subtil dieser Prozess vonstattengehen kann und dass einige Jugendliche etwas ganz anderes suchen als rechtes Gedankengut: Verständnis, Freundschaft, Zugehörigkeitsgefühl. Und vielleicht ist es auch einfach unsere Aufgabe als Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass sie danach nicht am rechten Rand suchen müssen.
Wir begleiten Franka auf zwei Zeitebenen: als Jugendliche im Jahr 2006 und als Referendarin zur Zeit der NSU-Prozesse etwa 12 Jahre später. Wir erfahren, dass sie als Teenager immer tiefer in die rechte Szene abgleitet und vor allem erfahren wir auch, wieso und wie das passiert. Ich will gar nicht zu viel vorwegnehmen, aber der Roman führt vor Augen, dass es gar nicht immer unbedingt die Fremdenfeindlichkeit ist, die Menschen in rechtsradikale Gruppierungen treibt. Selbstverständlich entschuldigt dies in keinster Weise die verübten Straf- und Gewalttaten, aber es macht deutlich, wie schnell der Weg gehen kann: von dem Mädchen, das sich für den Naturschutz engagiert zu dem Mädchen, das antisemitische Straftaten begeht, sind es gerade mal ein paar Monate (und einige Schnäpse und Enttäuschungen).
Die Aufarbeitung der eigenen und familiären Vergangenheit und die Konfrontation mit unbequemen Wahrheiten ist auch Thema des Buches. Hier gelingt es der Autorin gut, die Notwendigkeit einer ehrlichen Auseinandersetzung damit aufzuzeigen, ohne dabei jedoch anklagend zu sein. Generell gefällt mir der Ton des Buches sehr gut, denn es wird zwar nichts beschönigt, aber eben auch nicht eindimensional dargestellt. Und so erschreckend es auch zunächst sein mag: irgendwie kann man Frankas Entwicklung nachvollziehen. Die unaufdringliche, aber trotzdem überzeugende Sprache unterstützt hier die Fokussierung auf den Inhalt, und hilft gleichzeitig dabei, dass sich das Buch wunderbar zügig lesen lässt. Ich habe lediglich zwei klitzekleine Kritikpunkte an diesem insgesamt wirklich gelungenen Buch: manchmal fand ich die Zeitsprünge etwas verwirrend und habe ein paar Sätze gebraucht, mich zu orientieren; und ich fand es ein bisschen schade, dass wir über die Zeit zwischen den beiden Zeitebenen nichts erfahren.
Dennoch ist es ein tolles Debut, das hochaktuell ist und zum Nachdenken anregt – auch auf ganz persönlicher Ebene. Ich habe zum Beispiel einiges mit der Protagonistin gemeinsam: ich bin in unmittelbarer Nähe zu ihr aufgewachsen (zumindest bis zu meinem Umzug in ein oberfränkisches Dorf mit mehr Kühen als Einwohner:innen), in den Nullerjahren erwachsen geworden, und habe Lehramt studiert. Hier hören die Parallelen zum Glück auf. Und jetzt überlege ich, ob das vielleicht wirklich einfach Glück war. Natürlich möchte ich von mir behaupten, dass ich unter gar keinen Umständen in die rechte Szene abgedriftet wäre. Aber das Buch zeigt eindrücklich, wie subtil dieser Prozess vonstattengehen kann und dass einige Jugendliche etwas ganz anderes suchen als rechtes Gedankengut: Verständnis, Freundschaft, Zugehörigkeitsgefühl. Und vielleicht ist es auch einfach unsere Aufgabe als Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass sie danach nicht am rechten Rand suchen müssen.