Rechtsdrift
Ein Buch, das zur rechten Zeit kommt. Wenn Nazismus wieder hoffähig wird, Antisemitismus, Rassismus offen ausgelebt und nicht länger peinlich ist, brauchen wir schmerzhafte Bücher wie dieses. Eine junge Frau, eigentlich noch ein Mädchen, das nicht dazugehört, nicht brillant und nicht dumm, den toten Vater vermissend, der Mutter entfremdet, findet sie neue Freunde und Zugehörigkeit bei einer Clique von Neonazis. Es ist ganz leicht, hier mitzumachen, einfach zu fließen im Strom der Aggressivität, der Gewalt, der Gleichgültigkeit. Franka hat Wut in sich und Scham und es gibt nicht viel Freude in ihrem Leben. Die neuen Freunde Janna und Patrick erscheinen ihr bewundernswert, weil sie so genau zu wissen scheinen, wo es langgeht. Und auch wenn Franka eigentlich nicht wirklich mit dem Herzen dabei ist, hier kann sie wenigstens dazugehören. Das Schlimmste dabei ist, dass nie wirklich gesprochen wird. Sie ist und bleibt allein mit ihrem Elend und fast geht das sehr böse aus. Mir hat es gut gefallen, dass es glaubhaft ist, dass manchmal einfach die Gelegenheit Diebe macht. Dass es nicht immer das abgrundtief Böse ist, sondern eher der ganz normale Frust, der zum Wahnsinn verleitet. Vor allem die Jungen. Ganz gruselig ist die tiefe Verwurzelung des braunen Sumpfes im Dorf. Ein Morast, der einfach niemals trocken gelegt wurde.