Der Tod eines aggressiven Kindes

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heike lohr Avatar

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Im Mittelpunkt dieses Buches steht der Tod eines aggressiven Kindes. Nach und nach wird durch die Collage der Situationen aus Sicht der Eltern ein Gesamtbild konstruiert, das die zwischenmenschlichen vErstrickungen in ihrer Komplexität andeutet.
Psychologisch einfühlsam und aus den Perspektiven der vier Freunde erzählt entwickelt sich die Geschichte der Trauer und der Schuldgefühle. Familienstrukturen und Familiengeheimnisse werden zu einem Problem in den Beziehungen der zwei befreundeten Ehepaare: Bodo und Inga, Thies und Sophie. Während ihres Studiums haben sie sich kennengelernt, jetzt ist die Freundschaft zerbrochen. Grund ist der Tod von Thies und Sophies Sohn Aaron, der ein sehr aggressives Kind war. Die Problematik wird realistisch dargestellt: Auch die zwiespältigen Gefühle der überforderten Eltern, welche sich nach Aarons unerklärlichem Ertrinken in der Elbe wie in einem unsichtbaren Gefängnis bewegen, ohne sich gegenseitig trösten zu können. Die einzelnen Ereignisse werden mehrmals erzählt, immer aus der Perspektive einer der betroffenen Personen, bis sich für den Leser/die Leserin ein umfassendes Bild ergibt. Durch die geheimnisvolle Mara, die irgendwie in die Familie gehört, werden weitere Geheimnisse enthüllt: nämlich, dass Aaron die Tochter von Bodo und Inga regelmäßig verprügelt hat. An seinem Todestag hat er Jella ein Armband weggenommen, das sie sich zurückholen wollte. Das Gerangel fand in der Elbe statt. Als sie nach Hause läuft, sieht sie sich nach ihm nicht um.
Dieses Buch ist so authentisch in der Schilderung, dass ich es ein paar Mal aus der Hand legen musste. Der Schmerz, die Ratlosigkeit und die kleinen Funken von Hoffnung sind sprachlich und szenisch gut abgestimmt. Das hoffnungsvolle Ende versöhnt mit den Schwierigkeiten des Lebens, unter denen die Beziehungen und die Freundschaften leiden.