Ein Weg aus der Dunkelheit

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justm. Avatar

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Ein alter Bauernhof im Wendland, zwei befreundete Paare, drei Kinder. Doch eines davon ist tot. Aaron ist, unter bislang nicht geklärten Umständen, ertrunken.
Und es scheint, als wäre mit ihm auch die Freundschaft zwischen den Paaren untergegangen, als hätte sich ab diesem Zeitpunkt einfach alles verändert.
Dann taucht plötzlich eines Tages eine geheimnisvolle Fremde auf und stellt das Leben aller Beteiligter auf den Kopf.

Kristina Hauff hat mit "Unter Wasser Nacht" eine atmosphärisch dichte, in Teilen sogar beklemmende Geschichte geschrieben in der es nicht nur um die Trauer um ein verstorbenes Kind geht. Mit der Trauer kommen die Schwierigkeiten: das Umfeld verändert sich, Freundschaften zerbrechen. Oder sogar die eigene Ehe.
Während die Eltern sich selbst wie unter Wasser und gefangen in einer Dunkelheit, aus der es kein Entkommen gibt, fühlen, geht das Leben einfach weiter.

In dieses Dickicht von Gefühlen bricht eine Figur hinein, die den Kokon an Trauer, Verzweiflung, Festgefahrenheit und Nicht-weiter-wissen mit Leichtigkeit aufbricht. Die Gefühle weckt, die nicht da sein sollten. Und die sich letzten Endes, als jemand herausstellt, mit dem wohl so niemand wirklich gerechnet hätte.

Das Buch und die Geschichte an sich schaffen es den Leser zu fesseln.
Ich für meinen Teil habe mich aber "Warum?" gefragt, wenn es um das alles auslösende Ereignis ging, das alle weiteren Geschehnisse in Gang gesetzt hat. Die Ursache dieses Ereignisses bzw. die Logik der Nicht-Vermeidung des Ereignisses hat sich mir entzogen und hinterlässt so einen leicht bitteren Beigeschmack.
Näheres kann ich dazu nicht schreiben, weil das Teile der Hintergrund-Geschichte vorwegnehmen würde, die aber jeder Leser selbst für sich entdecken sollte.

Dennoch: "Unter Wasser Nacht" lässt an sich Geheimnisse nicht ungeklärt: Ganz langsam entfaltet sich im Laufe der Kapitel, nicht nur wie Aaron gestorben ist, sondern auch wie die Personen in seinem Umfeld davon tangiert wurden. Und zeigt, beinahe nebenbei, auf, daß Geheimnisse nicht nur ein einzelnes Leben zerstören können.

Letztendlich ist dieses Buch aber nicht nur eines über Trauer und Verlust, nicht einfach nur eine Mischung aus Gefühlsepos, feinsinniger Psychologie und Krimi, sondern auch eines über die Kraft weiterzumachen, nach vorne zu blicken und die eigene Zukunft zu gestalten. Mit wem auch immer und wie auch immer diese Zukunft dann aussehen wird.