Tiefgründige und spannende Charaktere und bedrückende Geheimnisse – ein aufwühlender Familienroman!

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blerta Avatar

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In einem idyllischen Ort leben zwei Paare. Sie teilen Hof, Scheune und Kräutergarten, doch ihre einst enge Freundschaft ist zerbrochen. Thies und Sophie trauern um ihren verstorbenen Sohn Aaron, während ihre ehemaligen Freunde eine Bilderbuchfamilie abgeben. Mit ihren Schuldgefühlen allein gelassen, müssen sie ihr Schicksal Tag für Tag ertragen, bis ein Jahr nach Aarons Tod eine Fremde auftaucht und Geheimnisse ans Licht bringt, die die vier Freunde sich verschwiegen haben.

Meine Meinung
Der Einstieg in das Buch war langsam – man tastete sich an den Ort, an die Protagonisten heran und versuchte herauszufinden, was es war, das so schwer in den Zeilen dieses Buches lag.

Thies und Sophie waren für mich von Seite eins an sehr spannende und packende Charaktere, über die ich unbedingt mehr erfahren musste. Über ihre Vergangenheit, über ihre momentane Situation, über ihre Zukunftsgedanken – einfach alles. All ihre nachvollziehbare Gedanken machten sie für mich zu sehr komplexen, aber trotzdem authentischen Charakteren.

Wie oben erwähnt, lag gleich zu Beginn eine unerklärliche Trauer in der Luft, wenn man das Buch las. Ich hatte bei den belanglosesten Konversationen direkt einen Klos im Hals oder manchmal auch Tränen. Die Verzweiflung und Trauer der beiden kam also definitiv bei mir an. Frustrierend fand ich es auch, dass Sophie und Thies sich einander nicht öffnen konnten – ich habe mitgefiebert, dass sie sich endlich mal aussprechen würden.

Im Verlaufe der Geschichte stieg die Spannung deutlich an. Und trotzdem war da diese düstere Atmosphäre, die einen den Atem anhalten lässt. Ich war sehr beeindruckt von dieser Mischung an Gefühlen, die mich während des Lesens durchflutet hat. Grosses Lob an die Autorin!

Die geheimnisvolle Frau war auf jeden Fall ein Spannungsfaktor. Sie schien wie aus dem Nichts zu kommen und sich dieser Familie anzunähern. Lustig fand ich, dass sie jeder für mysteriös befand, aber es niemandem etwas auszumachen schien. Mehr sage ich nun nicht, da ich nicht spoilern möchte.

Der Schreibstil war sehr schön und sehr angenehm zu lesen. Es gab einige schöne Metaphern, die mich begeisterten. Und auch die Beschreibungen der Landschaft fand ich gelungen. Die Gedanken von den verschiedenen Personen waren alle sehr spannend. Alles, was geschrieben wurde, schien relevant zu sein.

Leider muss ich sagen, dass es für mich ab der Mitte an Spannung verlor. Es wurde zwar immer verzwickter, immer mehr kam ans Licht und es gab einige überraschende Wendungen, aber die Art und Weise, wie die Geheimnisse herauskamen, war ein wenig langweilig. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Aufregung gewünscht oder mehr Gefühlsausbrüche auf Seiten der Charaktere.

Zuletzt möchte ich noch anmerken, dass ich es sehr gut ausgeklügelt fand, dass man mit der Zeit als Leser jedes Geheimnis kannte und nur noch zusehen konnte, wie eine Person nach der anderen diesem und jenem Geheimnis auf die Schliche kam.

Fazit
Eine sehr eindrückliche Geschichte einer zerbrochenen und trauernden Familie, die mich mit ihrer Atmosphäre sehr beeindruckt hat. Es liegt eine Schwere zwischen den Zeilen, die einen sofort einnimmt.
Die Charaktere wirkten auf mich sehr komplex, spannend und authentisch, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Gegen die Mitte flachte die Spannung meiner Meinung nach etwas ab, aber dafür hatte man im Rest des Buches definitiv genügend davon.
Eine emotionale und erstaunliche Geschichte über die Trauer und Schuldgefühle.