Unkaputtbare Freundschaft?

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dj79 Avatar

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Sophie und Thies sowie Inga und Bodo teilen sich einen Hof direkt an der Elbe. Ihre Freundschaft besteht seit der gemeinsamen Jugend, die sie als Hausbesetzer und engagierte Atomkraftgegner verbracht hatten. Mit den Kindern kam der Umzug ins Idyll des Wendlands. Etwas spießiger ging es nun zu, Picknicks, gemeinsame Feste in der Nachbarschaft.

Den Lesern wird der Einstieg in den Roman dreizehn Monate, nachdem der Sohn von Sophie und Thies unter ungeklärten Umständen ums Leben kam, gewährt. Sofort ist klar, die Idylle des Wohnorts trügt. Die Leere und Trauer im Leben von Sophie und Thies steht dem weiterlaufenden Familienleben von Inga und Bodo mit ihren Vorzeigekindern gegenüber. Man beäugt sich, beobachtet sich, überwacht den jeweils anderen. Die einen suchen Makel, um den eigenen Neid zu schmälern, die anderen weichen gefährlichen Themen aus, wollen auf keinen Fall Streit. So steht viel Unausgesprochenes im Raum, blockiert alle Beteiligten in ihrem Verhalten, stellt die Freundschaft auf eine harte Probe. Als nun eine Fremde in das Leben der beiden Paare eintritt, sich mit ihnen anfreundet, aber auch unbequeme Fragen stellt, gerät das Hofleben an den Rand der Belastungsgrenze.

Die Autorin führt uns vor Augen, dass Dinge nicht unbedingt so sind, wie wir sie sehen. Hinter einer Fassade kann eine ganz andere Wirklichkeit stattfinden. Sehr feinfühlig arbeitet Kristina Hauff die ambivalenten Gefühle der Beteiligten heraus. Besonders deutlich sind die Ängste der beiden Paare beschrieben. Gut gefallen haben mir auch die Ausführungen zu Entschuldigungsfloskeln bezüglich des „Fehlverhaltens“ der Kinder.

Ein wenig Kritik verdient die Vorhersehbarkeit der Handlung. Etwa in der Mitte des Romans hatte ich abgesehen von der Nebenhandlung eine Ahnung über den Ausgang, der dann so tatsächlich auch eintrat.

Insgesamt hat mir „Unter Wasser Nacht“ trotzdem gut gefallen. Der Roman ist geradlinig erzählt, lässt sich angenehm flüssig lesen, hat gleichzeitig einen gewissen Tiefgang.