Es ist nicht, was es auf den ersten Blick scheint

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
dasbuchzuhause Avatar

Von

Mit Ende 20, Anfang 30 gibt es oft einen Umbruch im Leben. So auch bei der namenlosen Hauptperson des Buchs. Ihr zehn Jahre älterer Lebensgefährte Emil findet, dass er ihr genug Zeit gegeben hat und dass es jetzt losgehen kann mit der Umsetzung der Familienplanung. Er will ein Haus, ein Kind und ein Familienleben.

Seine Lebensgefährtin stürzt dieses Vorhaben in eine Krise. Will sie das auch? Ein Kind, Verantwortung, ihr Leben, so wie sie es kennt, aufgeben und sich festlegen, verbindlich sein? Bislang lebt sie außerhalb der Beziehung mit Emil noch ein anderes Leben, sie hat einen verheirateten Liebhaber, Leo und nimmt ansonsten den ein oder anderen One-Night-Stand mit ohne großartig darüber nachzudenken.

Die Sprache ist einer der Schlüssel zu Katharina Schallers Buch. Der innere Konflikt der Hauptfigur z. B. wird ganz besonders beschrieben und steht in großem Widerspruch zur oft derben, eher männlich wirkenden Sprache, wenn es um Sex geht. Das ist auch gleichzeitig grandios als Stilmittel gewählt. Es beschreibt den Bruch dieser Person. Auf der einen Seite ist sie auf einer inneren Reise zu sich selbst und auf der anderen Seite lebt sie ein flüchtiges Leben aus, sie hat eine feste Affäre und nimmt noch ein paar weitere mit.

Sie stellt alles infrage und dies macht das Buch aus. Es provoziert, andererseits fühlt man mit ihr mit und spürt diese Zerrissenheit. Nachdem ich es fast beendet hatte, habe ich noch einmal mit Mareike Lüken darüber gesprochen und auch in diesem Gespräch wurde noch mehr klar für mich. Beim ersten Lesen wirkte vieles so, als ob es um eine oberflächliche junge Frau ging, nach dem zweiten Blick war klar, dass es das mit Sicherheit nicht ist. Und dann ist da noch das Ende, über das ich jetzt aber aus verständlichen Gründen nichts sage. Es lässt einen noch einmal ganz anders zurück und die Gedankenspirale beginnt erneut.

Alles in allem ein Buch, das es einem nicht leicht macht, aber ein Buch, das auch beim Lesen mehr Tiefe braucht und das ich gerne weiterempfehle, vorausgesetzt, man ist bereit, sich darauf einzulassen.