Interessantes Roman-Debut

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justm. Avatar

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Eine Frau, zwei Männer.
Dazu das scheinbare Unvermögen sich zu entscheiden. Zwischen den Männern; zwischen den Leben, für die die Beiden irgendwie auch stehen; vor allem aber für eine Richtung in die das eigene Leben nun eigentlich gehen soll.
Und so nimmt die namenlose Protagonistin den Leser mit auf eine Reise: eine echte und eine, die irgendwie (wieder) zu ihr selbst führen soll. Dabei erinnert diese Reise, dieser Roadtrip, an vielen Stellen mehr an eine Flucht. Vor den Männern in ihrem Leben, aber eben immer wieder auch vor sich selbst und der Ungewissheit, was die Zukunft mit sich bringen mag. Und irgendwie auch vor einem Ziel und vorm tatsächlichen Ankommen.

Auf knapp 220 Seiten erzählt Katharina Schaller in ungeschönten, unverblümten, teils (für manchen Leser) anstößigen Worten die Geschichte einer Frau, die wohl einigen Lesern verrucht oder schlüpfrig erscheinen könnte, aber in ihren Grundzügen sicher gar nicht mal so selten vorkommt. (Wahrscheinlich ist es viel mehr die eigene Schranke im Kopf, die Frauen verbietet zwischen mehreren Männern zu stehen, während es bei Männern eben einfach als gegebene Möglichkeit hingenommen wird.)

Schallers Schreibstil wirkt dabei teilweise wie eine Art Fiebertraum, als hätte alles, was der Autorin gerade eingefallen ist, auch einen Weg aufs Papier finden müssen. Das wirkt zum Teil überfrachtet, zum Teil zeigt dieses Gehetzte ein Mal mehr das Innenleben der Hauptfigur, das Zerrissene, das Nicht-Weiter-Wissen und gleichzeitig auch das Vorbeiziehen von Tagen und Zeit, wenn man einfach nichts tut.

Es gibt keine Kapitel im Buch, keine richtigen Umbrüche. Aufgrund der Kürze ließe sich die Geschichte aber auch durchaus in einem Rutsch weglesen. Jedenfalls von den Lesern, die sich mit dem Schreibstil anfreunden können und sich somit auf die Möglichkeit einlassen von der Hauptfigur mit auf ihre Reise genommen zu werden.

"Unterwasserflimmern" wird als großartiges Roman-Debut angepriesen. Als ein Lese-Erlebnis, das einem die Poren öffnet und Lesen in Spüren verwandelt.
Das mag ganz sicher auf einen Teil der Leserschaft zutreffen, zumal man der Autorin Talent wirklich nicht absprechen kann.
Ich befürchte allerdings, daß das Buch aufgrund der Thematik, der Geschichte an sich, nicht das gewünschte Publikum finden wird.