Mal wieder was gelernt!

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laberlili Avatar

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Die Leseprobe hatte mich noch ein wenig zwiegespalten zurückgelassen: Zum Einen sprach mich die Pinguin-Thematik zwar an, zum Anderen erschien mir der Erzählstil eingangs zu trocken, zu oberflächlich, zu unpersönlich; während der ersten Seiten hatte ich das Gefühl, von einem Pinguinforscher zu lesen, der zwar grundsätzlich ein Interesse an der eigenen Arbeit hegte, aber keine besondere Leidenschaft seinem Forschungsfeld und den Forschungsobjekten gegenüber empfand.
Dieser Eindruck bestand vor Allem im ersten Drittel des Buchs auch fort: Sehr, sehr häufig hatte ich das Gefühl, nicht von Pütz selbst zu lesen, sondern lediglich von einem Interviewpartner/Biografen, der ein Buch über Pütz‘ Arbeit geschrieben hatte.

Diese Impression hatte ich zwar auch später noch, dann jedoch etwas weniger ausgeprägt. Dennoch wirkte „Unverfrorene Freunde“ weithin wie ein Vortrag, den jemand über Pinguinforschung im Allgemeinen hielt, aber eben nicht über seine ureigene Pinguinforschung: Das ließ das alles zwar sehr sachlich ausfallen, aber doch auch ein wenig unpersönlich. Für ein Fachbuch gingen die Ausführungen hier sicher nicht allzu sehr in die Tiefe, aber rein sachlich könnte dies auch ein Buch sein, mit dem Abiturienten oder Erstsemestern ein kurzer Einblick in ein (eventuell zukünftiges) Studienfeld gegeben werden könnte; für mich hatte es nun schon einen zwar äußerst informativen, aber eben doch auch vorstellenden Charakter.

Insgesamt fand ich das Buch aber sehr interessant; für Otto Normalbürger doch auch lehrreich: Ich habe mir dieses Buch dann auch lieber Abend für Abend, Kapitel um Kapitel zu Gemüte geführt und die Inhalte jeweils etwas sacken lassen. Ein bisschen war dies nun wie ein „Was ist Was?“-Buch für Ältere, wobei ich es auch schon geeignet für entsprechend an der Thematik interessierte Kinder ab der 4. oder eher 6. Klasse halte. Es sind doch einige „Spezialbegriffe“ enthalten bzw. selbst ich habe noch eine Handvoll neuer Begriffe gelernt.

Schön ist, dass doch so einige richtig gut gemachte und aussagekräftige, mit entsprechenden Betitelungen versehene, Bilder enthalten ist; sehr gut gefallen hat mir auch, dass „Pinguine“ hier nicht eher allgemeingültig verwendet wird und auch auf unterschiedliche Arten eingegangen wird, wobei der Fokus auch nicht nur ausschließlich auf den aus Tierparks bekannten Pinguinarten liegt: Vom Zügelpinguin sowie den diversen Felsenpinguinen hatte ich bis zu diesem Buch bewusst noch nie gehört. Ich fand es auch toll, dass es Exkurse bzgl. Umwelteinflüssen bzw. menschgemachter Einflüsse gab, was Plastikmüll im Meer für Pinguine bedeutet, wie sich die Klimaerwärmung auf sie auswirkt, welche Konsequenzen Hurricanes in Pinguin-Hinsicht nach sich ziehen können… an diesen Stellen driftete der Inhalt für mich zuweilen etwas ins Moralinsaure ab; da erwartete ich schon fast als Nächstes ein Plädoyer für Veganismus und Zero Waste zu lesen – von dem dann doch immer im letzten Moment abgesehen wurde und das mich dann nur denken ließ, ob man nun einfach nur keine Leser verprellen wolle oder warum man sich als Autor und Experte denn nun nicht klar positionieren wollte. Ich weiß also gar nicht, ob Klemens Pütz nun tatsächlich selbst Veganer, Vegetarier oder omnivor ist; aber grade bei diesen Gelegenheiten hätte ich mir doch etwas mehr Persönlichkeit und eindeutige Stellungnahmen gewünscht, anstatt doch Gesagtes häufig auch wieder ein wenig abzuschwächen und zu relativieren Alles in Allem hätte ich mir bei diesem Buch also generell etwas weniger Distanz gewünscht.

Dennoch ist „Unverfrorene Freunde“ ein Sachbuch, das ich recht gerne gelesen habe; ich weiß nun auch eindeutig mehr über Pinguine und ihre Lebensart(en) und sicherlich bleibt dieses Buch fix bei uns im Regal. Da kann ich mir sehr gut vorstellen, auch künftig immer mal wieder interessiert darin zu blättern und Passagen nochmals zu lesen. Eine Bereicherung für den Bereich „Naturwissen“ ist es allemal!