Pinguine ohne Kitsch sind immer noch höchst liebenswert

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"Hinschauen, nachdenken, Einsatz zeigen - das lohnt sich."

Klemens Pütz ist Deutschlands führender Pinguinforscher. Seit vielen Jahren erforscht er alle möglichen Pinguinarten in allen Erdteilen auf der Südhalbkugel, er ist wissenschaftlicher Leiter des Antarctic Research Trust und Referent/Reiseleiter auf Antarktis-Kreuzfahrtschiffen. Doch sein Hauptziel ist der Schutz dieser besonderen Vögel. Was sie so außergewöhnlich macht, das zeigt er uns in diesem Buch.

Wie man es von einem Wissenschaftler erwartet, ist "Unverfrorene Freunde" in drei aufeinander aufbauende, sich schrittweise vertiefende Teile gegliedert: Pinguine an Land, Pinguine im Wasser, Pinguine in Gefahr. Anschaulich und immer mit einem Augenzwinkern erklärt Klemens Pütz in den ersten beiden Teilen, was die verschiedenen Pinguinarten ausmacht, wie sie leben, brüten und fressen - und wie man das Ganze wissenschaftlich erforscht. Seine Beschreibungen sind so bildhaft, manchmal so absurd, da kann man nur schmunzeln. Doch er räumt auch mit dem einen oder anderen Klischee auf (Homosexualität, Monogamie, etc.) und zeigt ganz klar: Pinguine sind auch nur Tiere, und wenn wir sie vermenschlichen, so sagt das mehr über uns aus als über sie.

Schmerzhaft wird dann der dritte Teil - Pinguine in Gefahr. Klipp und klar zeigt Pütz, was wir Menschen unserer Welt antun. Leergefischte Meere, Plastikinseln im Ozean, Ölteppiche - kein Ökosystem ist vor uns sicher. Das bereitet schon Bauchweh beim Lesen. Dabei verliert Pütz nie den klaren Blick des Wissenschaftlers. Er klagt nicht an, sondern informiert, und will uns vor allem dazu verhelfen, es besser zu machen. Geglückte Projekte und positive Entwicklungen machen Mut, genauso wie Pütz' unglaubliches Engagement für seine schwarz-weißen Forschungsobjekte. Er ist ein wahres Vorbild, auch dafür, was Forschung eigentlich leisten sollte.

Die reiche farbige Bebilderung ist eine wirkliche Bereicherung für das Buch. Besonderheiten, die im Text angesprochen werden, kann man hier direkt entdecken, ohne lange googeln zu müssen. Die Bilder sind außerdem so hochwertig und ansprechend, manchmal auch einfach so witzig, dass man sie immer wieder anschauen will. Auch Grafiken und "Exkurs"-Kästen strukturieren das Buch gekonnt und geben Infos über den Tellerrand hinaus.

Klemens Pütz ist mit "Unverfrorene Freunde" definitv ein erhellendes Sachbuch über die Lieblingsvögel der Menschen gelungen, die auch ohne Kitsch noch äußerst liebenswert sind. Er räumt auf mit so manchem Klischee und rückt die Tiere in ein ihnen angemessenes Licht. Forschungsexpertise verbinden sich bei ihm mit Humor und Empathie, und so ist "Unverfrorene Freunde" nicht nur ein informatives, sondern auch ein höchst unterhaltsames Buch, das gleichzeitig Bauschmerzen bereitet, wenn es an die menschlichen Verfehlungen geht.