Sachbuch fürs Herz

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kleine hexe Avatar

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Klemens Pütz hat als Beruf etwas Wunderbares ausgewählt: Dem Leben beim Leben zu zusehen. Gibt es eine schönere Definition für praktische Feldforschung? Die Beschreibungen des Verhaltens diverser Pinguinarten ließ mich an Elke Heidenreich denken: “Am Südpol denkt man, ist es heiß. Weit gefehlt, nur Schnee und Eis“. Die Assoziation ist auch Herrn Pütz aufgefallen. Der Autor bemüht sich aber auch um die Entmythisierung dieser geselligen Vögel. Sie sind einander treu – bis ein anderer vorbeikommt, sie haben Sex mit allem, was wie ein Pinguin aussieht oder auch im Entferntesten ähnlich ist.
Dr. Pütz stellt uns in seinem Buch seine lebenslangen Freunde vor: Adelie-, Königs-, Kaiser-, Esels- Felsen-, Magellan-, Zügel-, Humboldt-, Goldschopf-, Hauben-, afrikanische und viele andere Pinguine vor. Voller Ehrfurcht vor der gewaltigen Leistungen beschreibt Klemens Pütz ihr Leben, mit dem schwierigen Brüten der Eier, der noch schwierigeren Aufzucht der Jungvögel, ihre Wanderungen, die sich manchmal über tausende von Kilometern erstrecken, den Gefahren denen sie sich dabei aussetzen. Aber die größte Gefahr droht den Pinguinen von den Menschen. Sei es der Plastikmüll, der die Meere und Strände verseucht, das immer kleiner werdende Packeis durch die Klimaerwärmung, Überfischung der Meere, s sich ändernde Klima so dass die Mauser zur falschen Zeit einsetzt, in allen Bereichen des Pinguinlebens greift der Mensch negativ ein. Auf Neuseeland gefährden eingeschleppte Säugetiere, verwilderte Haustiere oder schlicht und einfach der Lärm und die Abgase des Straßenverkehrs die Brut- und Nistplätze der dortigen Pinguine.
Klemens Pütz, der promovierte Meereszoologe erforscht nicht nur das Leben der Pinguine, er tut auch konkret etwas für den Erhalt dieser bewundernswerten Tiere: Pütz ist einer der Mitbegründer des Antarctic Research Trust, der mehrere kleine unberührte Inseln in der Nähe der Falkland Inseln gekauft und unter Naturschutz gestellt. Hier können Pinguine in ihren Kolonien leben, ohne von Ratten oder Autos bedroht zu werden.
Das Buch ist ein Sachbuch, doch liest es sich so angenehm und spannend, dass es den Status eines puren Sachbuches längst hinter sich gelassen hat.
Die Bilder, die das Buch begleiten sind herrlich, man kann sich daran nicht satt sehen. Das ist aber auch gleichzeitig ihr Manko: es sind viel zu wenige, Man möchte viel mehr davon sehen. Hingerissen war ich vom Hochzeitsbild. So viele geladene Gäste!