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bisschengelesen Avatar

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„Unversehrt“ behandelt einerseits autobiographisch die Schmerzgeschichte der Großmutter der Autorin, andererseits handelt es sich um ein Sachbuch, das sich mithilfe von vielen vielen Quellen dem Thema Frauen und Schmerz widmet.

Für das Buch sind einige meiner Post Its draufgegangen, weil es soso gut die Benachteiligung von weiblichem Schmerz darstellt. Es ist teilweise unfassbar, auf welche Arten und in welchem Ausmaß Frauen in der Medizin irrelevant sind. Ich hab echt viel mitgenommen und war stellenweise geschockt davon, was vielen Frauen in der Medizin widerfährt. Für einige Teile des Buches würde ich unbedingt ne TW aussprechen, da es auch viel um sexuelle Gewalt geht.

Allerdings hat mich am Buch etwas ganz besonders gestört, nämlich die ständigen Pauschalisierungen und der pseudo-Feminismus à la Sophie Passmann (die auch zitiert wird). Models werden als „bleich und ausgezehrt“ beschrieben; Frauen, die zum „Bauch-Beine-Po“ gehen, sind „traurig“ (= nicht gut), boxende Frauen hingegen „wütend“ (= gut). Solche Verallgemeinerungen finden im Buch immer wieder statt. Von dem selbstdeklarierten Feminismus erkenne ich da nicht so viel – stattdessen werden Frauen, die der Autorin nicht ‚wütend‘ genug sind, abgewertet. Sowas ist einfach unnötig, ganz besonders unter Frauen selbst. Und wer profitiert wiederum davon? Das Patriarchat.

„Unversehrt“ vermittelt zahlreiche ultra wichtige Gründe, weiblichem Schmerz mehr Raum zu geben, Frauen zuzuhören und sie ernstzunehmen. Leider jedoch biegt der Text dann doch noch knapp ab und bastelt aus dem Stoff ein pseudo-feministisches Manifest, das nicht alle Frauen integriert. Schaaaade.