Ein wichtiges Buch

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mike nelson Avatar

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Ein wichtiges Buch. Sehr. Viel zu lange stand die rein männliche Perspektive im Vordergrund, vor allem auch in der Erforschung von Krankheiten. Weibliche Körper sind anders und so auch der Schmerz. Dieses Thema hat sich die die Autorin Eva Biringer mit ihrem neuen Sachbuch "Unversehrt - Frauen und Schmerz" vorgenommen und von vielen Seiten beleuchtet. Anhand der Geschichte ihrer Großmutter lockt sie ihre Leserschaft förmlich hinein in dieses Thema; gehörte doch die Großmutter einer Generation (von Frauen) an, deren Motto in der Regel war 'Zähne zusammenbeißen und durch'. Eva Biringer widmet sich wichtigen und auch aktuellen Themen: Unterscheidet sich weiblicher Schmerz von männlichem Schmerz? Sind Frauen dabei anderen Bewertungen ausgesetzt als Männer? Sie lädt uns ein zu historischen Betrachtungen des weiblichen Schmerzes: "Dass Frauen psychisch wie physisch labil und von ihren Launen getrieben waren, liege daran, dass es sich bei ihren Eierstöcken in Wahrheit um nach innen gekehrte Hoden und beim Uterus um einen Hodensack handelte. Davon abgesehen galt vor allem die Gebärmutter als Wurzel allen Übels." So schrieb es seinerzeit Hippokrates, der, auf den die Ärzt:innen auch heute noch ihren Eid leisten. Die Fortsetzung dieser Ideen finden wir dann bei Freuds 'Penisneid'. Und auch heute scheinen noch eine ganze Reihe falscher Vorstellungen und zudem auch unzureichendes Wissen eine Rolle zu spielen. So werden Schmerzereignisse bei Frauen oft als 'was Psychisches' gedeutet - Männer hingegen in ihren Schmerzäußerungen ernst genommen. (Die Rache der Frauen dafür legt sich in der Bezeichnung 'Männergrippe' nieder.) Selbstverständlich ist auch Misogynie ein Thema, dem sich die Autorin mit interessanten Betrachtungen widmet. Ein lesenswertes Buch - nicht nur für Frauen!!!