Eine anmahnende und zugleich obligate Lektüre!

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leselupe84 Avatar

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"Unversehrt. Frauen und Schmerz" ist eine anmahnende Lektüre, in der Eva Biringer Schmerz- und Leidensschicksale von Frauen beschreibt, die im Verborgenen bzw. innerhalb eines gesellschaftlich akzeptierten Rahmens stattfinden. Sie zählt unzählige Alltags-, Lebens- sowie Erkrankungssituationen auf, in denen Frauen mit ihren Leiden übersehen oder nicht ernst genommen werden. Deshalb vermute ich leider, dass sich jede Frau in einer der vielen Beispielschilderungen wiedererkennen wird. Darüber hinaus ist das obligate Sachbuch ein Postum-Sprachrohr der Großmutter der Autorin und erzählt auf rührende Weise, welche Auswirkungen das Nichtanerkennen von Schmerzen und Leiden auf Individuen und sogar auf nachfolgende Generationen haben kann. Dank Frau Biringer verstehe ich nun besser, warum die Symptome einer genetischen Erkrankung innerhalb unserer Familie hauptsächlich bei den weiblichen Verwandten nachrangig behandelt wurden. Männliche Anverwandte erhielten eine bessere und schnellere medizinische Versorgung ihrer gesundheitlichen Einschränkungen, obwohl damals auch bei ihnen die seltene Diagnose noch nicht vorlag.

Dieses lesenswerte Sachbuch gehört also auf jeden Nacht- und Sprechzimmertisch, um für die notwendige Aufklärung zu sorgen und um viele LeserInnen in die Lage zu versetzen, für die ihnen bislang nicht zugestandenen Rechte einzustehen. Für mich persönlich ist die längst überfällige Offenlegung von Gewalt- und Missbrauchssituationen sowie geschlechtsbezogenen Stereotypisierungen das wichtigste Buch des Jahres!