Wichtig
Dieses Buch fesselt, informiert, polarisiert. Das erste Drittel habe ich verschlungen. Mit unglaublicher Wut und Fassungslosigkeit habe ich über die Arten von Schmerz gelesen, die Frauen im Laufe ihres Lebens zustoßen oder angetan/zugemutet werden und über die oftmals haarsträubende Erklärungen, mit denen sie abgetan werden. Das Ganze ist gespickt mit zitierten Quellen, was die Glaubwürdigkeit der Texte unterstreicht. Zwischen den einzelnen Themen wird aber oft munter hin- und hergesprungen, Begebenheiten angerissen, zum nächsten geschwenkt. Das verwirrt und lässt manchmal etwas Tiefe vermissen. Allerdings hat man dann wieder das Gefühl, hier schreibt sich jemand die ganze Wut von der Seele, was dann durchaus wieder authentisch wirkt. Mit dem mittleren Teil hatte ich meine Schwierigkeiten. Ist nur eine weibliche Ärztin ein guter Arzt? Sind Männer als Ärzte, Arbeitgeber etc. immer grundsätzlich schlecht? Hier wird einfach pauschalisiert. Außerdem bekommt man als Frau das Gefühl, jedes Zurechtmachen, Sport treiben sei einzig dazu da, Schmerz heraufzubeschwören. Eine sehr einseitige Sicht. Versöhnt hat mich dann wieder der Schlussteil, ein Aufruf zu mehr Forschung in der Gendermedizin, mehr Aufmerksamkeit, mehr Toleranz - egal welchem Geschlecht auch immer gegenüber. Auf alle Fälle eine tolle Diskussionsgrundlage, die es wert ist gelesen zu werden.