Ein Juwel in meinem Kochbuchregal

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elke seifried Avatar

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»JEMANDEM REZEPTE ZU GEBEN, DER KEINEN SPASS AM KOCHEN HAT, IST WIE EINEM ZAHNLOSEN NÜSSE ZU SCHENKEN.«

Ich habe Spaß daran und im Moment habe ich ein Faible für Länderküche, Fisch liebe ich sowieso und deshalb ist mir der bis dato unbekannte Mann mit seinem einnehmenden Lächeln und dem frischen Fisch in Händen auf dem Cover natürlich sofort ins Auge gesprungen. Schon bei den ersten Blicken ins Buch war klar, das darf in meinem Kochbuchregal auf gar keinen Fall fehlen.

Ein Kochbuch nur mit Rezepten im Sinn, wäre für Uri Buri völlig uninteressant gewesen, denn seine Devise ist, „Kochen ist doch so viel mehr als nur das Kochen an sich!“ und deshalb bekommt man als Leser hier auch so viel mehr.

Die ersten knapp 60 Seiten widmet sich das Buch Uris Welt. Man darf ihn als Mensch mit seiner Lebensphilosophie, in seiner Umgebung und auch sein Restaurant und Hotel kennenlernen. Weitere fast 60 Seiten können dann mit Küchenpraxis überschrieben werden. Nur wer die Grundlagen kennt, wird zum Meister und die bekommt man hier allumfassend und mit vielen Tipps, Tricks erklärt. Anschließend weiß man nicht nur alles über Fisch, beim Einkauf angefangen, über Warenkunde, Lagerung oder Verarbeitung bis hin zu allen Garmöglichkeiten oder auch Würzen. Könnte ich da in vielen Büchern oftmals darauf verzichten, weil ich ja nicht zum ersten Mal am Herd stehe, möchte ich hier davon keine einzige Seite missen, bekommt man hier so tolle Inspirationen wie „Das solltest du unbedingt mal probieren: Streue kurz vor dem Servieren etwas grobes Salz auf gegrillte Fischsteaks oder -filets. Der Umstand, dass das Salz vom Fisch noch nicht ganz aufgenommen wurde, wenn es ans Essen geht, hinterlässt einen herrlichen Crunch im Mund und sorgt zudem für ein Ineinandergehen der Geschmäcker, was den Fisch sogar noch betont.“, oder auch solche Geheimtipps wie „Wenn du Fisch im Ofen grillen möchtest, muss die Türe dabei offen bleiben. Bei geschlossener Türe bäckt der Fisch. Mein Vorschlag: Lass die ….“ Er lädt richtig dazu ein, zu experimentieren.

Anschließend bekommt man auch den restlichen Seiten Rezepte, für die gilt, „Es ist mir eine Freude, mit dir eine ganze Reihe von Rezepten zu teilen. Sie spiegeln das wider, was ich selbst gerne esse und was ich sozusagen an Lieblingsrezepten über all die Jahre angesammelt habe.“ und dass ganz viele sim Nu zubereitet sind und auch die Zutatenlisten sind sehr übersichtlich gehalten ist. Hier ist oft das Motto, weniger ist mehr.


CARPACCIO AUS ROTGARNELEN habe ich hier mit TK Ware ganz genau wie im Rezept zubereiten können, und auch der WOLFSBARSCH IN ROSMARINBUTTER MIT BALSAMICO UND SÜSSKARTOFFELPÜREE war mehr als lecker. Außerdem habe ich mich an den THUNFISCH MIT JOGHURT und ISRAELISCHER COUSCOUS MIT SEAFOOD-MIX gewagt. Auch wenn die Gerichte bei mir sicher nicht so schön angerichtet waren, vielleicht auch nicht auf den Punkt so gut getroffen wurden, wie in Uris Restaurant, wundert es mich nicht, dass es sich so einen Namen gemacht hat. Gut gefallen haben mir unter den eher wenigen Rezepten ohne Fisch auch ganz besonders SHAKSHUKA und das PEPERONIPÜREE, beides super. Die eingelegten Zitronen, bei denen anschließend sogar die Schale verwendet werden kann, sind schon angesetzt und auch die GORGONZOLA-GARNELEN MIT GRÜNEM SPARGEL, die mich so anlachen, werden sicher von mir in der nächsten Spargelsaison zubereitet.

So gut wie jedes Rezept nimmt eine Doppelseite ein. Eine Seite davon ziert ein toll in Szene gesetztes Bild der zubereiteten und verlockend angerichteten Speise. Auf der anderen findet sich der Titel, darunter eine leicht verständliche Schritt für Schritt Anleitung und seitlich daneben werden nach einer Portionsangabe und Zeitangaben die Zutaten aufgelistet. Bei jedem Rezept findet sich zudem entweder zu Beginn oder auch am Ende noch ein Tipp oder eine Erklärung. „Den Grad der Süße der karamellisierten Zwiebeln kannst du über die Zugabe des Zuckers selbst bestimmen. Es geht auch ganz ohne Zucker, wenn du ...“ Erfährt man hier z.B. bei TAHINA MIT SPINAT UND KARAMELLISIERTEN ZWIEBELN oder bei BLUMENKOHL IN SCHARFER KOKOSSAUCE darf man u.a. wie so oft an anderer Stelle auch schmunzeln, wenn es heißt „…. Ich mag den Blumenkohl noch mit ordentlich Biss – ist er zu weich gegart, schmeckt er langweilig. Da brauchst du dann auch keine Zähne.“ Beide Gerichte sind im Übrigen ebenfalls super lecker.

Uri Buri, ich nenne ihn jetzt auch bei Spitznamen, ist er mir doch durch die vertrauliche Anrede, er spricht die Leser direkt mit du an, was ihn bei der Lektüre fast ein bisschen zu einem guten, geschätzten Bekannten ja fast schon Freund geworden, hat mir nicht nur tolle Tricks verraten, ganz oft aus dem Herzen gesprochen, wenn es z.B. heißt „Ich habe das, ehrlich gesagt, noch nie wirklich verstanden – wo kommt das her? Wer macht das vor oder wer sagt, was Mode ist? Trends in der Küche sind nicht anders als in der Modebranche. Was gibt es nicht immer für neue »Entdeckungen« in der kulinarischen Welt! Die einen essen zwei Tage die Woche nichts, die anderen keinesfalls mehr nach 17:00 Uhr. Die Nächsten ernähren sich paleo, also steinzeitlich, wieder andere vermeiden Zucker, essen salzlos, vegetarisch, vegan, glutenfrei, laktosefrei, nur Low Carb, garen alles durch oder essen ausschließlich rohe Produkte. Es gibt sogar Menschen, die essen nichts, was man dafür aus der Erde ziehen oder vom Baum pflücken muss.“ und mich mit seinen Späßchen und Sprüchen »ES IST SCHLIMM, WENN DU IN EINEN APFEL BEISST UND ES IST EIN WURM DRIN. ABER WAS IST NOCH SCHLIMMER? ES IST NUR NOCH EIN HALBER WURM DRIN.« wunderbar oft zum Schmunzeln gebracht. Ein tolles Buch.

OPTI ODER PESSI – AUF JEDEN FALL MIST.« Uri denkt in ganz vielen Bereichen einfach anders. Unkonventionell, unschematisch. Unterhaltungen mit ihm sind immer lustig, nie langweilig, mitunter Augen öffnend, aber auch sehr sprunghaft.“ Uri Jeremias, ist ein ganz besonderer Mensch mit einer ganz besonderen Geschichte, einem ganz besonderen Humor und einem ganz besonders großen Herzen und seine gewinnende Art springt einem als Leser so richtig aus den Buchseiten entgegen. Mich konnte der herzensgute Mann auf jeden Fall sofort völlig für sich einnehmen und schon allein deshalb werde ich dieses Buch bestimmt immer wieder zur Hand nehmen und zwar nicht nur zum Rezepte nachschlagen, sondern auch um in den wunderschönen, aber nicht geschönten, Bildern aus Israel bzw. Akko, seinen klugen Sprüchen, seinen Geschichten, die beim Lesen so zufrieden machen, zu schmökern und zu verweilen. Völlig begeisterte fünf Sterne.